Hunger: Die Kleinbauern stärken

(14.10.2014) Der Hunger auf der Welt nimmt ab – doch das Recht auf Nahrung ist laut Hilfsorganisationen noch immer das am häufigsten verletzte Menschenrecht. Sogar Arbeiter auf Nahrungsmittelplantagen leiden an Hunger.

Die Zahl der Hungernden ist in den vergangenen 25 Jahren zwar deutlich auf 805 Millionen gesunken. Dennoch sei die Ernährung von Menschen weltweit angesichts des Wettlaufs um Land und Wasser sowie der zunehmenden Macht multinationaler Agrar- und Lebensmittelkonzerne gefährdet, heißt es in dem Jahrbuch zum Recht auf Nahrung 2014, das von 20 zivilgesellschaftlichen Organisationen herausgegeben wird.

Brot für die Welt und FIAN haben den Band anlässlich des Welternährungstags (16. Oktober) in Berlin vorgestellt. Die Herausgeber ziehen darin eine Bilanz der freiwilligen Leitlinien für das Recht auf Nahrung, die vor zehn Jahren von 150 Staaten verabschiedet wurden.

In einigen Ländern sei viel erreicht worden, sagte die Ernährungsexpertin von Brot für die Welt, Carolin Callenius. So hätten Brasilien und Kenia das das Recht auf Nahrung in ihrer Verfassung verankert, in Belgien und den Philippinen wurden laut Jahrbuch Gesetze zur Ernährungssicherung verabschiedet. Ferner werde anerkannt, dass Kleinproduzenten eine Schlüsselrolle bei der Welternährung spielen. Ihre Fähigkeit, in Saatgut, Dünger und Anbaumethoden zu investieren, müsse gefördert werden.

Roman Herre von FIAN äußerte sich skeptisch über den wachsenden Einfluss von Großkonzernen auf die Landwirtschaft. Schlicht darauf zu hoffen, dass deren Investitionen „positive Nebeneffekte für Hungernde“ bringen, sei „Politik des vergangenen Jahrhunderts“. Menschenrechte müssten Vorrang haben vor den Interessen privatwirtschaftlicher Investoren, forderte Herre.

Misereor: Plantagenarbeiter leiden besonders unter Hunger

Das katholische Hilfswerk Misereor macht zum Welternährungstag mit einer neuen Studie auf das Schicksal von Plantagenarbeitern aufmerksam. Laut Schätzungen seien 200 Millionen von ihnen weltweit unterernährt, heißt es darin. Ihre Arbeitsbedingungen hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verschlechtert.

Trotz Gesetzen erhielten sie nur selten einen Mindestlohn, oft hänge ihr Einkommen von ihrer Leistung ab – etwa bei den Teepflückern, die in der Studie genauer untersucht werden. Vielfach würden sie nur kurzfristig angestellt, das erschwere die Durchsetzung von Mindestlöhnen und den sicheren Zugang zu angemessener Nahrung.

In den größten Teeanbaugebieten in Indien, Sri Lanka, Kenia und Malawi seien ein Drittel der Kinder in ihrer Entwicklung verzögert, die Sterblichkeitsrate von Kindern liege deutlich über dem jeweiligen nationalen Durchschnitt. Die Studie nennt zudem eine Reihe von Verstößen gegen die Arbeitsrechte wie  Überstunden, mangelnder Arbeitsschutz, Bekämpfung von Gewerkschaften.

Entwicklungsminister Gerd Müller solle bei der Bekämpfung des Hungers nicht nur „den Schulterschluss mit der Ernährungsindustrie“ suchen, sondern gemeinsam mit den Gewerkschaften Lösungen finden, um die Lage der Plantagenarbeiterinnen zu verbessern, sagte Misereor-Agrarexperte Benjamin Luig. „Der Einsatz für existenzsichernde Löhne im Plantagensektor wäre ein wichtiger erster Schritt dahin".


 

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