Die nächste Männerrunde

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Christen im Nahen Osten
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Auch bei der Syrien-Konferenz der UN im Dezember 2015 saßen nur Männer am Tisch.
Syrien-Konferenz
Bislang waren die syrischen Frauen außen vor, wenn über die Zukunft ihres Landes verhandelt wurde. Das muss sich bei den anstehenden Gesprächen in Genf ändern.

Vor gut zwei Jahren verhandelten in Genf Vertreter der syrischen Regierung und der Opposition unter Leitung der Vereinten Nationen über einen Frieden für das vom Bürgerkrieg zerrüttete Land. Sie diskutierten unter anderem über Möglichkeiten, die Gewalt zu beenden und eine Übergangsregierung einzusetzen. Die syrische Zivilgesellschaft war damals nicht am Konferenztisch vertreten – und schon gar keine Frauen. Sie waren ausgeschlossen von den Plänen für die Zukunft ihres Landes. Das ist nicht nur diskriminierend, sondern auch kurzsichtig. Ihr Wissen, ihre Erfahrungen und ihr Einfluss blieben ungenutzt.

Dabei haben Aktivistinnen 2011 in Syrien ganz vorne mitgekämpft, um politische, wirtschaftliche und soziale Reformen einzufordern. Sie protestierten gegen das herrschende Regime, und sie formulierten Vorschläge für den Aufbau einer gerechten und stabilen Gesellschaft. Im November 2012 gründeten engagierte Frauen aus dem gesamten politischen Spektrum das Forum „Syrische Frauen für den Frieden“. Sie legten noch vor den Genfer Gesprächen im Januar 2014 eine Friedenscharta vor. Darin fordern sie, Waffenlieferungen nach Syrien und das Eindringen ausländischer Kämpfer und Terroristen zu unterbinden. Die Unterzeichnerinnen treten außerdem dafür ein, dass die Zivilgesellschaft bei der Ausarbeitung einer neuen Verfassung eine wichtige Rolle spielen muss. Und sie schlagen Programme vor, mit denen Flüchtlinge und Vertriebenen eine Rückkehr in die zerstörte Heimat ermöglicht werden soll.

Doch ihre Stimmen wurden nicht gehört. Das muss im Verlauf der gegenwärtigen Gespräche anders werden, und die Zeichen stehen etwas günstiger. Der UN-Syrienbeauftragte Staffan di Mistura hat sich die Konvention zu Herzen genommen, laut der Staaten verpflichtet sind, Frauen einen Platz bei Friedensgesprächen und vor allem beim Wiederaufbau nach Konflikten einzuräumen. Gemeinsam mit der schottischen Regierung hat er eine Initiative gestartet, um Frauengruppen für die Teilnahme an den Syrien-Gesprächen zu qualifizieren. Diese Initiative ist wichtig. Ihren Mut und ihre Hartnäckigkeit haben die Aktivistinnen schon vielfach bewiesen. Beides brauchen sie auch, um den politischen Eliten die Stirn zu bieten und sich einen Sitz am Verhandlungstisch zu ertrotzen. Dafür verdienen sie jede Unterstützung.

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erschienen in Ausgabe 2 / 2016: Seuchen: Unsichtbare Killer
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