Herr Gates legt ein faules Ei

Reife Leistung
Der Vorschlag, mit geschenkten Hühnern den Hunger zu bekämpfen, sorgt für Wut und Häme. Dabei denkt Bill Gates einfach nur an das falsche Geflügel.

Eiweiße sind die Bausteine allen Lebens. Das weiß auch Microsoft-Gründer und Menschenfreund Bill Gates, der 100.000 Hühner an Familien in armen Ländern spenden will. Ein guter Plan: Die gefiederten Proteinbomben sind einfach und billig zu halten, gewinnbringend im Verkauf und können mit ihrer natürlichen Beschaffenheit als eierlegende Leckerbissen den Kampf gegen die Armut voranbringen. „Es klingt komisch, aber ich bin begeistert von Hühnern“, schreibt er in seinem Blog und schießt hinterher, er würde sich sofort ein Huhn anschaffen, müsste er von weniger als zwei Dollar am Tag leben.

Doch das Angebot kommt nicht überall gut an – der bolivianische Präsident Evo Morales ist sogar stocksauer auf Herrn Gates. Seit Morales das Land regiert, hat sich die Wirtschaftskraft des Landes verdreifacht. Boliviens Hühnerindustrie produziert jährlich knapp zwei Millionen Tiere. „Er kennt Boliviens Realität nicht wenn er glaubt, wir würden wie vor 500 Jahren leben, inmitten des Dschungels und ohne Ahnung, wie man etwas produziert“, sagte Boliviens Entwicklungsminister Cesar Cocarico und verlangte eine Entschuldigung. Möglich, dass auch andere Länder das so sehen. Weltweit gibt es fast 21 Milliarden Hühner, das ist der tägliche Bestand. Und sehr viele von ihnen leben und sterben in armen Ländern.

Überdies munkeln böse Zungen bereits, dass der Plan noch einen anderen Haken hat. Denn Haushühner sind derzeit leider in armen Ländern gar nicht en vogue. Viel angesagter ist etwa in Simbabwe der putzige Hühnervogel Coturnix coturnix, besser bekannt als Wachtel. Deren Eier sind um Längen gesünder, strotzen vor Eisen und Vitaminen und sollen sogar Allergien heilen und Bluthochdruck lindern. Sie sind im Grunde wie lebendige Gojibeeren – das entspricht auch in etwa ihrer Größe. Das ordinäre Huhn, lieber Bill Gates, ist nur ein Hype.

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erschienen in Ausgabe 7 / 2016: Sicherheit: Manchmal hilft die Polizei
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