In die Schultüte gehören Süßigkeiten

Flüchtlinge in Migrationskirchen
In Migrationskirchen finden Geflüchtete schnell Anschluss und Hilfe. In der maronitischen Gemeinde in Frankfurt erklären Ehrenamtliche nach dem Gottesdienst die deutsche Kultur.

Geflüchtete verändern nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Kirchen in Deutschland. Vor allem in Migrationskirchen, also in Gemeinden von Zugewanderten, finden viele Flüchtlinge Anschluss. Hier begegnen sie Leuten, die ihre Sprache sprechen, aus demselben Kulturkreis kommen und ihnen bei praktischen Alltagsaufgaben oder Verständigungsschwierigkeiten helfen.

Ein Beispiel ist die katholisch-maronitische Gemeinde in Frankfurt am Main. Die Maroniten sind die größte christliche Religionsgemeinschaft im Libanon. Ihre Kirche ist selbstständig, folgt aber der katholischen Kirchenlehre und erkennt den Papst als Kirchenoberhaupt an. In Deutschland haben die Maroniten keine eigenen Pfarreien, bieten aber in allen großen Ballungsräumen ungefähr einmal im Monat Gottesdienste an. Die Gemeinde in Frankfurt ist keine Pfarrei, sondern eine Seelsorgestelle im Bistum Limburg.

Von ihren rund 120 Mitgliedern ist nur knapp jeder Dritte ein Maronit. Die anderen gehören der griechisch-orthodoxen, der syrisch-orthodoxen oder assyrischen Kirche an, berichten Dolly Saliba und Nehme Moussa, zwei Ehrenamtliche in der Gemeinde. Der größte Teil der Mitglieder sei gebürtig aus dem Libanon, andere aus dem Irak, der Türkei und seit geraumer Zeit vermehrt aus Syrien. Auch Muslime nähmen des Öfteren an Gottesdiensten teil.

Deutsche Gesetze erklären

Saliba und Moussa unterstützen Geflüchtete, die seit einiger Zeit vermehrt in die Gemeinde kommen. Die Ehrenamtlichen veranstalten Begegnungstreffen und finden nach den Gottesdiensten Zeit, mit Geflüchteten zu sprechen. Moussa hilft unter anderem bei Behördengängen, Übersetzungen von Briefen oder erklärt, dass  man keinen auf Deutsch verfassten Handyvertrag unterzeichnen sollte, bei dem man das Kleingedruckte nicht versteht. Beide sagen, dass durch die Flüchtlingsbewegung die Gemeinde gewachsen sei und die meisten Flüchtlinge zu ihnen kämen, weil sie sich in der arabischsprachigen Gemeinde wohl und zugehörig fühlten.

Bei den Treffen gehe es viel darum, die deutsche Kultur zu erklären. So musste Moussa letztens das Konzept einer Schultüte erklären, für was sie verwendet wird und was hinein gehört, erzählt er. Außerdem erläutern die Ehrenamtlichen deutsche Gesetze. Moussa sagt, dass vor allem junge Christen glaubten, ihr Glaube würde ihnen in Deutschland automatisch vieles erleichtern. Deshalb trügen sie ihr Kreuz groß und offensichtlich um den Hals. Dann müsse er ihnen erst einmal erklären, dass sie sich trotzdem ans Gesetz halten müssen.

Für die Flüchtlingshilfe des Bistums Limburg ist die maronitische Gemeinde ein wichtiger Partner und gibt wertvolle Rückmeldungen über diese Hilfe, erklärt ein Sprecher des Bistums. Die Zusammenarbeit sei mit der Zuflucht noch intensiver geworden. Das Bistum stellt den Maroniten Räume zur Verfügung und finanziert teilweise ihre aus dem Libanon stammenden Seelsorger.

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erschienen in Ausgabe 11 / 2016: Frauen: Gemeinsam stark
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