Der Dämon vor Gericht

Zum Thema
Monsanto-Tribunal
Der Angeklagte hatte keine Lust, vor seinen Richtern zu erscheinen – und übelnehmen kann man ihm das nicht. Das Tribunal gegen den US-amerikanischen Agrarkonzern Monsanto in Den Haag ist ein reiner Schauprozess. Aufklärung und ehrlich gemeinte Auseinandersetzung sehen anders aus. Die Aktion passt auf traurige Weise gut in unsere Zeit.

Das Urteil des Tribunals steht schon lange fest, so viel Mühe die „Ankläger“ sich auch gegeben haben, dem Verfahren mit Verweis auf mögliche Straftatbestände und Rechtsgrundlagen einen seriösen Anstrich zu geben: Monsanto schädigt mit seinen Produkten wie dem Unkrautvernichter Glyphosat und seinem rücksichtslosen Geschäftsgebaren Menschen, Tiere und die Umwelt überall auf der Welt und ist deswegen schuldig. Die Veranstalter des Tribunals haben außerdem von vornherein klargestellt, es gehe ihnen nicht nur um ein Unternehmen, sondern um das „gesamte agroindustrielle System“: Mit dem Prozess gegen Monsanto solle „ein Exempel“ statuiert werden. Der Konzern soll also für die gesamte Branche den Kopf hinhalten. Warum aber sollte der bereit dazu sein?

Das Anliegen des Tribunals, das im Dezember seinen Schuldspruch verkünden will, ist durchaus wichtig und ehrenwert. Denn die fortschreitende Industrialisierung der Landwirtschaft bringt viele Risiken und unerwünschte Nebenwirkungen mit sich. Sie hält außerdem oft nicht, was sie den Bauern verspricht, vor allem in armen Ländern. Und es ist völlig legitim, neue Formen der Kampagnenarbeit auszuprobieren, um in der Öffentlichkeit auf derlei Anliegen aufmerksam zu machen.

Gar kein Austausch gewollt

Doch Produkte der Agrarindustrie bergen ja nicht nur Gefahren, sondern auch viele Chancen, die auf der ganzen Welt genutzt werden – auch von Kleinbauern in Afrika. An deren Bedürfnisse angepasst, sorgen sie für reichere Ernten und höhere Einkommen. Und darin liegt die Kehrseite des Monsanto-Tribunals: Der Austausch von Argumenten gerät bei einem solchen öffentlichkeitswirksamen Spektakel in den Hintergrund. Mehr noch: Anders als bei einem echten Gerichtsprozess ist ein solcher Austausch gar nicht gewollt. Es geht lediglich darum, den „Angeklagten“ zu dämonisieren, an einem Gespräch sind die Veranstalter gar nicht interessiert.

Insofern passt das Tribunal auf traurige Weise ganz gut in unsere Zeit, da auch in anderen strittigen Fragen der Politik die Fronten zunehmend verhärten und eher aufeinander geschimpft als miteinander geredet wird.

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erschienen in Ausgabe 11 / 2016: Frauen: Gemeinsam stark
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