(11.9.2013) Nach den Katastrophen in Textilfabriken in Bangladesch und Pakistan interessieren sich mehr Verbraucher dafür, unter welchen Bedingungen ihre Kleidung hergestellt wird. Um fair produzierte Textilien geht es auch bei der „Fairen Woche“, die am Freitag, 13. September, beginnt. Deutsche Unternehmen wie der Discounter KiK, die in Asien produzieren lassen, geraten erneut in die Kritik. Sie blockierten langfristige Entschädigungen, beklagen Menschenrechtler.
Ein Jahr nach dem Brand in einer Textilfabrik im pakistanischen Karatschi warten die Familien der Brandopfer noch immer „auf die vom Discounter KiK zugesagte Langzeitentschädigung“, kritisiert Thomas Seibert, Südasienreferent der Hilfs- und Menschenrechtsorganisation Medico International. KiK habe sich im Dezember 2012 zur Zahlung von insgesamt einer Million Dollar Soforthilfe bereit erklärt, die Auszahlung an Hinterbliebene und Verletzte sei mittlerweile nahezu abgeschlossen. Unmittelbar danach sollten eigentlich die Verhandlungen über Langzeitentschädigungen beginnen, für die neben KiK, den Eigentümern und dem pakistanischen Staat auch die Gutachterfirmen aufkommen sollten, die das Gebäude als sicher bezeichnet hatten. Geschehen sei bisher aber nichts: „Zahlen werden die Verantwortlichen nur, wenn der öffentliche Druck nicht nachlässt“, sagt Seibert. Gemeinsam mit der Kampagne für Saubere Kleidung fordert Medico, „dass KiK seiner Verantwortung nachkommt“ und „umfassend langfristige Entschädigungen“ einleitet.
Grüne: Regierung verzögert Beschwerde über deutsche Unternehmen
In Genf haben unterdessen die Entschädigungsverhandlungen zum Brand in der Tazreen-Fabrik (November 2012) sowie zum Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes (April 2013) in Bangladesch begonnen. Dort ließen auch deutsche Unternehmen wie KiK, C&A und Karl Rieker Kleidung produzieren. Wenn deutsche Firmen gegen Arbeits- und Sicherheitsstandards verstoßen, kann über eine Nationale Kontaktstelle der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ein Mediationsverfahren eingeleitet werden. Die deutsche Kontaktstelle ist im Bundeswirtschaftsministerium angesiedelt. Die Grünen im Bundestag werfen nun der Bundesregierung vor, das Verfahren gegen die deutschen Unternehmen zu verschleppen. Seit einem Monat sei die Antwort überfällig, ob die Beschwerde angenommen wird, erklärt der grüne Entwicklungs- und Außenpolitiker Uwe Kekeritz. Diese „Verzögerungstaktik“ sei „Ausdruck des Unwillens der Bundesregierung, deutsche Unternehmen für ihre Mitverantwortung bei Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft zu ziehen“, so Kekeritz: „Nach internationaler Kritik und öffentlichen Zugeständnissen machen die Unternehmen der Bekleidungsbranche wieder Business-as-usual.“
Verbraucher, die sich über fair produzierte Kleidung informieren möchten, finden im Rahmen der „Fairen Woche“ vom 13. bis 27. September bundesweit eine Reihe von Veranstaltungen, die sich mit dem Thema beschäftigen. (osk)
Linktipp: Öko-soziale Mode und Online-Shops für Fairtrade- und Bio-Kleidung
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