Auch in der Heimat engagiert

Experte fordert mehr NGO-Einsatz für zurückgekehrte Freiwillige
Experte fordert mehr NGO-Einsatz für zurückgekehrte Freiwillige

(13.1.2014) Wer als freiwilliger Helfer in ein Land des globalen Südens geht, soll nicht nur dort Entwicklungsarbeit leisten, sondern sich auch nach seiner Heimkehr in Deutschland engagieren. Bei „weltwärts“, dem entwicklungspolitischen Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), hat die Rückkehrarbeit einen hohen Stellenwert. Kai Diederich, Mitarbeiter der Organisation „finep“, kritisiert, die Erwartungen an die Rückkehrer seien teils zu hoch und zu abstrakt. Er fordert im „welt-sichten“-Interview „regionale Netzwerke“, in denen Rückkehrer über NGO-Aktionen informiert werden und sich zusammentun können.

„Wenn ich will, dass zurückgekehrte Freiwillige globale Strukturen reformieren, ist das natürlich vermessen“, sagt Diederich. Bei „finep“ (Forum für internationale Entwicklung und Planung) ist er für das von der Europäischen Union geförderte Projekt „Zurück für die Zukunft“ zuständig, das junge Freiwillige unterstützt, die sich nach ihrem Einsatz in Entwicklungsländern weiter engagieren wollen. Sie benötigten „einen festen Rahmen“, in dem dies möglich sei, erklärt Diederich, „etwa in der Entsendeorganisation, die meistens die erste Anlaufstation ist“. Von gut 250 NGO, die beim „weltwärts“-Programm als Träger anerkannt sind, fungieren rund 180 als Entsendeorganisationen.

Teilnehmer fühlen sich oft nicht ausreichend informiert

Diederich befürwortet zwar, dass die Rückkehrarbeit bei den Entsendern ein größeres Gewicht haben sollte. „Aber die Vorgaben dürfen auch nicht zu starr sein.“ Ob und wie sich jemand engagiere, ließe sich nicht über „institutionelle Vorkehrungen verordnen“. Auch sei die Frage zu klären, „was überhaupt als Rückkehrer-Engagement gezählt wird: Nur das, was mit entwicklungspolitischem Einsatz zu tun hat? Oder zählt auch dazu, wenn ein Freiwilliger sich drei Jahre später in der Betreuung von behinderten Menschen einsetzt?“ 

Im Rahmen des „weltwärts“-Programms sind laut eigenen Angaben seit 2008 mehr als 16.500 Freiwillige ausgereist, die meistens seien in Lateinamerika und Afrika tätig, mehrheitlich im Bereich Bildung und Kinder- und Jugendarbeit; darunter fielen Projekte wie Hausaufgabenbetreuung in Heimen, Unterrichtsassistenz in Schulen oder die Unterstützung von Straßenkindern. Kritiker bemängeln, dass jedes Jahr rund 30 Millionen Euro aufgewendet würden, um unqualifizierte Jugendliche in Entwicklungsprojekte zu schicken. Auch Teilnehmer beklagten laut Evaluation, sie fühlten sich oft nicht ausreichend informiert oder qualifiziert, um sich nach ihrer Rückkehr entwicklungspolitisch in Deutschland zu engagieren. Diederich fordert, dass Entsende-NGOs dafür „handhabbare“ Projekte anbieten. (osk)

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