Die islamistischen Shabaab-Milizen aus Somalia haben in den vergangenen Jahren eine Reihe von Anschlägen im Nachbarland Kenia verübt. In Erinnerung geblieben ist vor allem der Angriff auf ein Einkaufszentrum in Nairobi, bei dem im September mindestens 67 Menschen ums Leben kamen. Ende März stürmten Angreifer eine Kirche in Mombasa und erschossen sechs Gottesdienstbesucher. Der Terror versetzt nicht nur die Kenianer in Angst, sondern hat auch den wichtigsten Wirtschaftszweig, den Tourismus mit 150.000 Beschäftigten, einbrechen lassen.
Die kenianische Regierung steht unter Zugzwang, doch weiß sie sich offenbar nicht anders zu helfen, als alle somalischen Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen. Laut einem Bericht der BBC hat Kenias Innenminister Joseph Ole Lenku angeordnet, dass sich alle Flüchtlinge, die in kenianischen Städten leben, in den Flüchtlingslagern Dadaab nahe der somalischen Grenze und Kakuma in der Nähe der Grenze zum Sudan einfinden sollen.
Die Anordnung betrifft schätzungsweise 100.000 Menschen, die im Norden des Landes oder in südlich gelegenen Städten wie Nairobi, Mombasa, Nakuru und Eldoret wohnen und arbeiten. Wie sie in den Flüchtlingslagern untergebracht werden sollen, ist völlig unklar – in Dadaab und in Kakuma sollen bereits mehr als 600.000 Menschen leben.
Es herrscht die Furcht, dass Somalis die Wirtschaft in Kenia an sich reißen
Damit verschlechtert sich die Lage der Somalis in Kenia einmal mehr. Mit den Flüchtlingen aus Somalia und vor allem mit der Zuwanderung in die Städte haben sich die Stereotype gewandelt, mit denen sie konfrontiert werden, schreibt „welt-sichten“-Autorin Tabea Scharrer. Immer wieder werden Flüchtlinge, aber auch Kenianer mit somalischen Wurzeln, als islamische Extremisten dargestellt, die den Terrorismus nach Kenia brächten. Nach jedem Anschlag, wie zum Beispiel auf die Westgate Shopping Mall in Nairobi, geraten sie pauschal in Verdacht und leiden unter Übergriffen der Polizei.
Doch die schlechte Stimmung hat nicht nur mit der Terrorangst zu tun. Viele Kenianer beäugen schon länger argwöhnisch die starke wirtschaftliche Präsenz somalischer Händler in den Städten: Es herrscht die diffuse Furcht, Somalis versuchten die kenianische Wirtschaft an sich zu reißen. Oft wird deren Erfolg mit Vermögen aus der Piraterie in den Gewässern am Horn von Afrika in Verbindung gebracht. (ok)
Den kompletten Artikel von Tabea Scharrer über die Situation von Somalis in Kenia lesen Sie in der nächsten Ausgabe von „welt-sichten“, die am 6. Mai erscheint.
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