Späte Strafe für einen Schlächter

Tschad: Die Opfer von Hissène Habré hoffen auf Genugtuung
Tschad: Die Opfer von Hissène Habré hoffen auf Genugtuung

Im Krieg gegen den Terror verbündeten sich die USA vor 30 Jahren mit einem blutrünstigen Diktator. Jetzt wird er endlich vor Gericht gestellt. Eine Geschichte über ein dunkles Kapitel amerikanischer Außenpolitik und über den Kampf einer Handvoll mutiger Frauen und Männer für Recht und Gerechtigkeit.

Die Nerven lagen blank in N’Djamena, der Hauptstadt des Tschad, in der Nacht des 30. November 1990. Noch herrschte Präsident Hissène Habré, der sich acht Jahre zuvor an die Macht geputscht hatte, aber er stand mit dem Rücken zur Wand. Von allen Seiten rasten von Libyen finanzierte Rebellen auf die Stadt zu. Sie kamen aus einem Camp hinter der sudanesischen Grenze, 700 Meilen weiter östlich, und wurden von Idriss Déby befehligt, Habrés ehemaligem militärischem Berater.

Die ganzen 1980er Jahre hindurch hatte Habré, in dem die CIA den „Inbegriff des Wüstenkriegers“ sah, im Zentrum der verdeckten Operationen gestanden, mit denen die Reagan-Regierung die Macht des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi zu brechen versuchte. Gaddafi war als Drahtzieher des internationalen Terrorismus für die USA zu einem Ärgernis und einer Bedrohung geworden.

Habrés Regime wurde von der CIA aufgerüstet

Obwohl die Berichte aus dem Tschad über widerrechtliche Hinrichtungen, Entführungen und Misshandlungen in den Gefängnissen nicht abrissen und zunehmend Besorgnis erregten, bildeten die USA Habrés Sicherheitskräfte aus; sein Regime wurde von der CIA und der Afrika-Abteilung des Außenministeriums insgeheim weiter aufgerüstet. Als Gegenleistung ging Habré unerbittlich gegen die libyschen Truppen vor, die damals den Norden des Tschad besetzt hielten. Sein Sturz würde alle Anstrengungen des vergangenen Jahrzehnts zunichte machen.

Als Débys Truppen N’Djamena im Lauf des folgenden Vormittags unter ihre Kontrolle brachten, flüchteten die Bewacher der geheimen Gefängnisse, und die Insassen verließen ihre Zellen. Die Straßen füllten sich mit abgemagerten politischen Gefangenen, an deren Narben man erkennen konnte, dass sie gefoltert worden waren.

Sie erzählten von Hinrichtungen, Massengräbern und unsäglichen Gräueltaten. Einer von ihnen war Souleymane Guengueng, ein ehemaliger Buchhalter, der fast zweieinhalb Jahre lang gefangen gehalten und gefoltert worden war. Dabei war er körperlich zum Wrack geworden und fast erblindet. Doch ihm ist es zu verdanken, dass Habré im Jahr 2013 von seiner Vergangenheit eingeholt wurde.

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