Vertrauen auf die eigene Kraft

Die katholischen Hilfswerke in Österreich haben im vergangenen Jahr Einnahmen in Rekordhöhe verzeichnet – trotz Kürzungen der öffentlichen Mittel. Der Verlust sei durch höhere Eigenmittel mehr als ausgeglichen worden, teilte die Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz (KOO) Anfang August mit.

Das Gesamtvolumen von 104,5 Millionen Euro sei „die höchste Summe, die in der Geschichte der kirchlichen Hilfswerksarbeit je erbracht wurde“, heißt es in der Mitteilung. Gegenüber dem Vorjahr seien die Mittel damit um 6,1 Prozent gestiegen. Die Mitglieder der KOO hätten im vergangenen Jahr 4173 Projekte in 141 Ländern gefördert. Der Koordinierungsstelle gehören die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, die Päpstlichen Missionswerke, die Fastenaktionen der Diözesen, die Entsendeorganisation „Horizont3000“ und „Jugend Eine Welt“ an.

Die Steigerung sei trotz Kürzungen bei den öffentlichen und Mitteln der Europäischen Union erreicht worden, erklärte die KOO. 2011 seien die Kofinanzierungen der öffentlichen Hand gegenüber dem Vorjahr um 2,7 Millionen Euro auf 10,7 Millionen Euro gesunken. Seit 2000 seien die öffentlichen Mittel an die kirchlichen Hilfswerke von 25 auf 11 Millionen geschrumpft. Im selben Zeitraum hätten sich die Eigenmittel von 65,5 auf 93,8 Millionen erhöht, meldet eine Statistik, die Mitte September im Detail vorgestellt werden soll. Die Spendenbereitschaft der Bevölkerung kompensiere den Rückgang der staatlichen Mittel, so KOO-Geschäftsführer Heinz Hödl.

Autor

Ralf Leonhard

war bis zu seinem plötzlichen Tod im Mai 2023 freier Journalist in Wien und ständiger Korrespondent von "welt-sichten".

Keine Kürzungen fürchten müssen Hilfswerke (NGO), die von der staatlichen Entwicklungsagentur Austrian Development Agency (ADA) Rahmenverträge erhalten. Die Verträge laufen zwei oder drei Jahre und sollen längerfristiges Planen ermöglichen. Die ADA-Chefin Brigitte Öppinger-Walchshofer versicherte, die NGO-Kofinanzierung falle nicht unter die starken Einsparungen beim staatlichen Entwicklungsetat. Nur wenige KOO-Mitglieder haben aber Rahmenverträge. In den vergangenen Jahren sei man bei Ausschreibungen weniger oft zum Zug gekommen. „Außerdem sind neue Akteure dazugekommen. Da wird der Anteil bei gleich groß bleibendem Kuchen geringer“, erklärt Hödl.

„Care“ Österreich könne nicht über Kürzungen klagen, versichert dessen Medienreferentin Angelika Gerstacker. Die Gesamteinnahmen 2011 in Höhe von 17,3 Millionen Euro stammen laut Jahresbericht gut zur Hälfte von der Europäischen Union (EU), aber nur zu 14 Prozent aus öffentlichen Töpfen im Inland. In der Regel handelt es sich um die Kofinanzierung von Projekten, die auch von der EU gefördert werden. Die öffentlichen Zuschüsse aus Österreich hatten schon immer einen geringen Anteil.

„Horizont3000“, die entwicklungspolitische Organisation mit den höchsten öffentlichen Zuschüssen in Österreich, hat ihren Rahmenvertrag für die Jahre 2013 bis 2015 schon bewilligt bekommen. Sie steht vor ganz anderen Problemen: Die ADA hat Nicaragua und ganz Zentralamerika aus der Liste ihrer entwicklungspolitischen Schwerpunkte gestrichen und ihr Koordinierungsbüro in Managua bereits geschlossen. Mittel aus den Rahmenverträgen müssen aber zu 70 Prozent für Projekte in Schwerpunktländern der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit ausgegeben werden. Für „Horizont3000“ bleibe die Region trotzdem eine Priorität, bestätigt Zentralamerika-Koordinator Diego Santos. Projekte mit langjährigen Partnern will man nicht einstellen. Daher müsse Geld umgeschichtet werden.

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