Leserbefragung: Die Vielfalt gefällt

„welt-sichten“ ist gut – und kann noch besser werden. Mehr als 300 Leserinnen und Leser haben sich an unserer Umfrage im September beteiligt. Sie haben uns viel Lob und konstruktive Kritik mit auf den Weg gegeben. Wir werden sie ernst nehmen.

Die Zeitschrift „welt-sichten“ hat ein anspruchsvolles und engagiertes Publikum. Das ist aus den Antworten auf die Umfrage unter unseren Leserinnen und Lesern klar abzulesen. 309 von Ihnen haben den Bogen ausgefüllt und zurückgeschickt, etwas mehr als in unserer ersten Befragung von 2009. Und auch wenn mehrere angemerkt haben, dass die Liste unserer Fragen lang war: Sehr viele haben auf dem Bogen nicht nur Kreuzchen gemacht, sondern zusätzlich freie und teils ausführliche Anmerkungen dazugeschrieben. Die enthalten viel Lob, manchen Tadel und viele Wünsche und Anregungen. Ein paar finden sie auf dieser Seite. Die Redaktion wird alle sehr ernst nehmen, auch wenn wir sie nicht einzeln beantworten können. Wir bedanken uns herzlich bei allen, die sich die Mühe gemacht haben, an der Befragung teilzunehmen!

Die Ergebnisse haben sich gegenüber der früheren Umfrage kaum verändert. Das finden wir bemerkenswert, weil immerhin etwa die Hälfte der heutigen Leserinnen und Leser (und auch knapp die Hälfte derjenigen, die dieses Mal geantwortet haben) das Heft 2009 noch nicht abonniert hatte. Nun wissen wir: Deren Interessen und Vorlieben decken sich noch stärker mit denen der „alten“ Leserschaft, als wir vermutet hatten.

Autor

Bernd Ludermann

ist Chefredakteur von "welt-sichten".

Das gilt schon für das Leseverhalten. Zwei Drittel der Befragten lesen im Schnitt mindestens eine Stunde in jedem Heft, ein Viertel mehr als zwei Stunden. Zudem liest durchschnittlich eine weitere Person jedes Exemplar. Am meisten beachtet werden die Themenschwerpunkte und die Welt-Blicke – nur ein Zehntel liest diese Heftteile selten oder nie –, gefolgt von Kommentaren und dem Journal mit entwicklungspolitischen Kurzberichten. Rezensionen sind etwas weniger beliebt, aber auch die werden von zwei Dritteln gelesen. Das stärkste Motiv für ein „welt-sichten“-Abonnement ist der Wunsch, Zusammenhänge der internationalen Politik besser zu verstehen; hier haben 95 Prozent der Leserinnen und Leser wichtig oder sehr wichtig angekreuzt. Es folgen Interesse an fremden Ländern und Kulturen und die Suche nach Fachinformationen zur Entwicklungspolitik mit über 80 Prozent. Diese Erwartungen werden erfüllt – ein gut, Note 2, bekommen wir dafür. Nutzen für Beruf und Studium oder Hinweise auf Möglichkeiten, etwas zu verändern, sucht nur die Hälfte der Leserschaft in „welt-sichten“ und beurteilt uns hier auch ein bisschen schlechter. Material für die Bildungsarbeit erwartet man von uns nicht.

Grundsätzlich suchen die Lesenden in „welt-sichten“ am stärksten – zu über 90 Prozent – tiefer gehende Berichte über Länder und Themen, über die man sonst wenig liest. Dass dies unser großes Plus ist, wird auf mehreren Bögen noch extra als Anmerkung betont. Interessant sind auch die Antworten darauf, ob das Heft gegensätzliche Ansichten präsentieren oder klar Stellung nehmen soll. Einerseits sind diejenigen in der Mehrheit, die sich selbst eine Meinung bilden wollen: Zwei Fünftel erwarten weniger oder gar nicht, dass die Zeitschrift klar Position bezieht, nur ein Fünftel möchte keine konträren Ansichten lesen. Andererseits wünschen offenbar viele sowohl gegensätzliche Standpunkte als auch klare Stellungnahmen. Denn mindestens zwei Fünftel der Leserinnen und Leser haben beides angekreuzt.

Sehr gut kommt auch die grafische Gestaltung an

Welche Themen werden im Einzelnen gewünscht? Alle, die wir zur Auswahl gestellt haben, finden Zustimmung, aber einige deutlich mehr. Soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte und Demokratie, globale Umweltfragen, Globalisierung sowie Krieg und Frieden wünschen mindestens 90 Prozent; über Gerechtigkeit, Demokratie und globale Umweltfragen möchte ein Drittel noch mehr lesen als bisher. Weniger gefragt sind Berichte über internationale Institutionen und die Privatwirtschaft.

Beim Interesse an Religionsfragen zeigte sich die Leserschaft 2009 gespalten. Deshalb haben wir dieses Mal unterschieden zwischen der Rolle von Religionen in der Welt und Religionskonflikten einerseits, christlichen Kirchen und Weltkirche andererseits. Nun zeigt sich: Die Spaltung bezieht sich auf das zweite, spezifischere Thema. Das erste interessiert sieben von acht „welt-sichten“-Lesern, fast ein Drittel möchte mehr dazu. Das zweite wünschen drei von fünf, aber zwei von fünf möchten es weniger oder gar nicht. Die Berichte zu allen Themen werden als gut bis befriedigend beurteilt – auch hier gilt: je beliebter die Themen, desto besser das Urteil darüber, wie wir sie behandeln.

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Auch vom Journal fühlt die Mehrheit sich gut informiert. Die Auswahl der Themen und die Art der Texte findet die große Mehrheit gut. Geteilt sind die Meinungen nur darüber, ob wir stärker mit internationalem Blick berichten sollten, zum Beispiel über die Entwicklungspolitik anderer Länder Europas oder der OECD: Gut die Hälfte ist dafür, der Rest dagegen.

Generell sind unsere Leserinnen und Leser mit der Art und der Länge der Texte zufrieden. Besonders freut uns, dass sie ganz überwiegend die Texte sowohl tiefgehend als auch verständlich finden. Sehr gut kommt die grafische Gestaltung an. Und mit dem Umfang und der monatlichen Erscheinungsweise sind rund 90 Prozent einverstanden. Den Preis findet nur ein Prozent zu hoch; mehr als zwei Drittel halten ihn für angemessen, drei von zehn finden ihn sogar günstig oder sehr günstig.

Völlig klar ist das Votum zur Frage, ob der Internetauftritt  das gedruckte Heft ersetzen kann: Nein. 98 Prozent wollen weiter die Print-Ausgabe abonnieren können und fast neun von zehn würden „welt-sichten“ weniger lesen, wenn es nur online verfügbar wäre. Drei Viertel der Leser des Heftes besuchen unsere Homepage nie. Die Mehrheit der übrigen klickt sie höchstens zweimal im Monat an – am ehesten, um kurz nach Neuigkeiten zu schauen oder Themen zu recherchieren, an denen sie arbeiten.

Schreiben Sie uns Ihre Kommentare!

Das ist genau besehen nachvollziehbar: Wer das Heft abonniert, der oder die liest lieber Gedrucktes als am Bildschirm – und fühlt sich offenbar auch ohne unsere Website gut informiert. Sie wird jedoch wahrscheinlich stark von Menschen besucht, die kein Print-Abo haben, das heißt wir erreichen so zusätzliche Interessenten. Das alles ist für uns eine gute Nachricht. Und die, die besorgt nachgefragt haben, können wir beruhigen: Niemand denkt daran, die gedruckte Ausgabe einzustellen.

Ein wichtiger Schluss für uns als Redaktion ist, dass wir unsere Stärke pflegen und weiter den Blick auf vernachlässigte Länder, Themen oder Perspektiven richten müssen. Doch auch wenn die Befragung uns im Groben bestätigt: Manches sollten wir ändern, damit wir die Interessen der Leserinnen und Leser noch besser bedienen. So werden wir stärker darauf achten, dass besonders gefragte Themenfelder wie Soziales, Menschenrechte und Weltwirtschaft ausreichend behandelt werden. Auf die To-Do-Liste kommen auch die Anregungen, die Süd-Süd-Kooperation mehr in den Blick zu nehmen und mehr Stimmen aus dem Süden ins Heft zu holen. Der Kampf gegen Abkürzungen und gegen das Fachchinesisch in den Manuskripten muss offenbar noch konsequenter geführt werden. Den Wunsch nach mehr Infografiken und Karten werden wir ebenfalls aufgreifen.

Manche andere Wünsche sind schwer zu erfüllen. Zum Beispiel müssen wir das Heft manchmal leider einschweißen lassen, damit keine Beilagen herausfallen. Zu einigen Fragen haben wir – wenig überraschend – auch gegensätzliche Anregungen bekommen. So bemängeln die einen Leser, dass Artikel oder Schwerpunkt zu oberflächlich seien, andere finden manches zu komplex.

Eine Aufgabe schließlich möchten wir an Sie zurückgeben. Mehr Leserbriefe sind gewünscht? Wir drucken gerne mehr Zuschriften ab, nur müssten wir dafür erst einmal mehr davon bekommen. Schreiben Sie uns also Ihre Kommentare! Auch wenn Ihnen etwas am Heft nicht gefällt oder wenn Sie etwas vermissen, dürfen Sie uns das gern immer sofort mitteilen – Sie müssen nicht auf die nächste Umfrage warten. 

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erschienen in Ausgabe 12 / 2013: Unser täglich Fleisch
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