Starke Kirchen durch bessere Führung

Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) in Wuppertal hat im Juni Bischöfe aus Asien und Afrika zu einem Management-Training nach Deutschland eingeladen. Drei Wochen lang haben sich die 13 Kirchenführer mit Personalführung, Organisationsentwicklung und Projektmanagement auseinandergesetzt.

Die Anfrage für einen solchen Kurs kam aus den Reihen der VEM-Mitgliedskirchen. „Im Gegensatz zu Deutschland werden in Asien und Afrika viele Pfarrer zu Bischöfen gewählt, die nur wenig Führungserfahrung haben“, sagt Robinson Butarbutar, der bei der VEM die Abteilung Training and Empowerment leitet. Viele Bischöfe sähen das selbst als ein großes Defizit. Bei dem Kurs hätten sie nun gelernt, wie professionelles Management dazu beitragen kann, dass die Kirche in der Gesellschaft stärker wahrgenommen werde.

Die VEM, die sich als internationale Gemeinschaft von 34 Kirchen in Afrika, Asien und Deutschland versteht, bietet einen solchen Kurs zum ersten Mal an. Um nicht in die Falle zu treten, kulturspezifische Methoden aus dem Norden in den Süden zu exportieren, hat sie zwei Experten aus Kenia und Indonesien eingeladen. „Sie können sich eher in die Situation der Bischöfe hineinversetzen als deutsche Trainer“, sagt Butarbutar. In Gesprächen mit Kirchenleitungen in Deutschland hätten sich die Kursteilnehmer zudem über Probleme und Herausforderungen der deutschen Kirchen informiert.

Matius Barus, Bischof der 300.000 Mitglieder starken Karo-Batak-Kirche im indonesischen Nord-Sumatra, hofft, mit den neu gelernten Methoden seine Kirche besser nach außen zu vertreten. Im Norden Sumatras haben die Christen mit rund 35 Prozent einen relativ hohen Anteil an der Bevölkerung im überwiegend muslimischen Indonesien. „Wenn Kirche ein Segen für alle Menschen sein soll, dann muss sie sich ihrer Aufgabe bewusst sein und gut geführt werden“, sagt Barus. Management-Trainings für Verantwortungsträger in Kirchen gebe es in Indonesien nicht.

Das bestätigt auch Nathan Gasatura für sein Land. Der Bischof einer anglikanischen Diözese in Ruanda hat zwar in den vergangenen 25 Jahren auf diversen Posten in nichtstaatlichen Organisationen Leitungserfahrung sammeln können. „Als Oberhaupt einer Kirche hat man aber auch noch eine andere Verantwortung“, sagt er. Seine Kirche müsse sich nach dem Genozid in den 1990er Jahren erst wieder zusammenfinden. „Wir leben nebeneinander her und oft fehlen uns die Worte der Versöhnung und des Friedens“, erklärt Gasatura.

Unter Gleichen lassen sich Fehler leichter zugeben

Vielerorts fehlten in den Gemeinden die Räume, um Seminare oder Treffen zu organisieren, erzählt der Bischof, dessen Diözese etwa 80.000 Mitglieder hat. Da sei es wichtig, nach alternativen Möglichkeiten zu suchen, um dem Auftrag der Kirche, Menschen zusammenzubringen, dennoch gerecht zu werden. Auch die gesellschaftliche Situation habe sich in Ruanda stark verändert. „Aufgrund des Genozids, aber auch wegen der zahlreichen Menschen, die an Aids sterben, gibt es sehr viele Waisen“, sagt Gasatura. Mädchen prostituierten sich, um überhaupt etwas zu essen zu bekommen. „Als Kirche müssen wir auf diese Probleme eine Antwort finden.“

Mit den Methoden, die er in dem Kurs gelernt hat, will er andere dazu motivieren, über die Probleme nachzudenken, die Herausforderungen zu identifizieren und das Potenzial, das in der Kirche steckt, zu entdecken. An dem Management-Kurs der VEM schätzt Gastura nicht zuletzt den Austausch mit Bischöfen aus anderen Ländern. „In einem solchen Kreis sind wir Gleiche unter Gleichen. Wir können viel eher Schwächen und Fehler zugeben und aus der Erfahrung der anderen lernen.“ Vor Ort fühle er sich als Bischof manchmal ein wenig allein. „Die Leute denken, dass wir näher an Gott sind und das Gebet der anderen nicht brauchen“, sagt Bischof Gastura. In dem Kurs habe er Freunde kennen gelernt, denen es ähnlich gehe. „Später können wir uns auch per  E-Mail um Rat fragen.“

 

erschienen in Ausgabe 7 / 2010: Andenländer, alte Kulturen neue Politik
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