"welt-sichten" im Oktober: Privates Geld gesucht

selbst die altehrwürdige Weltgesundheitsorganisation WHO präsentiert ihre Arbeit neuerdings so, als sei sie ein hippes Wirtschaftsunternehmen. In einer Broschüre wirbt sie bei privaten und öffentlichen Gebern für ihren „investment case“ – ihr „Investitionsvorhaben“ – mit „Drei-Milliarden-Ziel“: eine Milliarde Menschen mit geringerem Risiko, krank zu werden, eine Milliarde mit besserer Gesundheitsversorgung, eine Milliarde besser geschützt vor medizinischen Notfällen.

Nicht nur die Sprache der Betriebswirtschaft hat die Entwicklungszusammenarbeit infiziert, sondern auch ihr Denken. Effizienz, möglichst schnelle Ergebnisse und messbare Wirkung. Welche Folgen das für die Arbeit der Hilfsorganisationen und die Entwicklungshilfe insgesamt hat, ist Thema unserer Oktober-Ausgabe. Thomas Gebauer, der Geschäftsführer der Frankfurter Hilfsorganisation medico international, legt in seinem Beitrag die Wurzeln dieser Art von Ökonomisierung frei und warnt: Anliegen wie Frieden und Gerechtigkeit rücken in den Hintergrund.

Viele Entwicklungspolitiker sagen, ohne privates Kapital ließen sich die UN-Nachhaltigkeitsziele nicht erreichen. Die Investoren machen allerdings nur mit, wenn sie etwas verdienen können. Passt das zusammen? Ja, sagt Charly Kleissner, der sein mit Computersoftware verdientes Vermögen in eine Stiftung für „wirkungsorientiertes Investieren“ gesteckt hat. Mein Kollege Sebastian Drescher hat sich von dem menschenfreundlichen Multimillionär erklären lassen, wie das sogenannte Impact Investing funktioniert. Und „welt-sichten“-Redakteurin Gesine Kauffmann hat sich angeschaut, welche Erfahrungen die Kindernothilfe und die Christoffel-Blindenmission in der Kooperation mit Unternehmen gemacht haben.

Außerdem in dieser Ausgabe: In Kolumbien entscheidet sich, ob der neue Präsident den Friedensprozess mit den diversen Rebellengruppen fortsetzt, und in Nicaragua macht die Opposition weiter Druck auf die Regierung – Toni Keppeler und Wolf-Dieter Vogel berichten.

Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen
Tillmann Elliesen

 

Die Oktober-Ausgabe „Privates Geld gesucht“ ist am 6. Oktober erschienen. Zu kaufen als Einzelheft, im Abo oder in ausgewählten Bahnhofsbuchhandlungen in Deutschland und der Schweiz.  

Die nächste Ausgabe von „welt-sichten“ erscheint am 2. November zum Thema Gefängnisse.

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