Indonesien: Von Islam und Demokratie

Heft 4 / 2014

Ein Muslim schaut einer Prozession von buddhistischen Mönchen in Magelang zu. Im Vielvölkerstaat Indonesien scheint die Demokratie gefestigt: Im April wird das Parlament gewählt und im Juli ein neuer Präsident. Viele Wähler hoffen auf unverbrauchte Reformpolitiker, die nicht den Familien korrupter Provinzfürsten angehören.
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Indonesien

Heftschwerpunkt

In Indonesien leben über 191 Millionen Muslime, mehr als in jedem anderen Land. Oft kommt es zu Spannungen mit Christen, aber auch zwischen unterschiedlichen Richtungen des Islam. Der katholische Theologe Franz Magnis-Suseno erklärt, wo fundamentalistische islamische Gruppen Zulauf finden und warum Katholiken zuweilen den längeren Atem haben.
Indonesien ist zum Schwellenland aufgestiegen und hat beim Pro-Kopf-Einkommen Länder wie Ägypten und Georgien seit 2009 überholt. Dieser Weg kann zum modernen Industrieland führen wie im Falle Taiwans oder Süd­koreas. Doch er kann auch in einer Sackgasse enden: in der „Falle der mittleren Einkommen“.
Der Begriff „Entwicklung“ hat in Indonesien keinen guten Klang. Er gilt als Synonym dafür, dass sich Politiker, Geschäftsleute und Beamte schamlos selbst bereichern. Die Bevölkerung hingegen geht leer aus.
Indonesien ist keine lupen­reine Demokratie. Einige Provinzfürsten wollen das auch gar nicht. Doch die Bevölkerung setzt zunehmend auf unverbrauchte Reformpolitiker.
Im westlichen Teil von Neuguinea kämpfen die Papua seit Jahrzehnten um ihre Unabhängigkeit von Indonesien. Doch die Regierung in Jakarta will unter allen Umständen an dem Gebiet festhalten – wegen der Bodenschätze.
Procter & Gamble will bis 2020 auf Palmöl verzichten, für das Regenwald zerstört wurde. Doch wie stellt der Konsumgüter-Multi sicher, dass das Öl wirklich grün und fair produziert wird? Die gängigen Zertifikate greifen zu kurz.
Seit dem Tsunami vor 10 Jahren ist vieles besser geworden in Aceh. Die Zivilgesellschaft bleibt aber schwach und könnte Unterstützung gut gebrauchen. Doch die internationalen Helfer sind längst weg.

Welt-Blicke

Die Müll­kippen im Land sollen durch ein sauberes Recyclingsystem ersetzt werden. Das kann nicht klappen, ohne die informellen Müllsammler zu beteiligen. Von ihnen gibt es rund eine Million, ein Drittel davon arbeitet unter menschenunwürdigen Verhältnissen.
Schulkinder im globalen Süden schneiden bei
Bildungstests viel schlechter ab als Mädchen
und Jungen aus reichen Ländern. Woran liegt das?
Und vor allem: Was ist dagegen zu tun?
Vor 20 Jahren wurde in Ruanda unter den Augen einer UN-Mission ein Völkermord verübt. Welche Lehren haben die Vereinten Nationen daraus gezogen?
Der mexikanische Historiker Paco Ignacio Taibo II schreibt mit Vorliebe Kriminalromane. Er erzählt, wie er in die Vergangenheit reist, und warum er vom Thema Drogenkriminalität lieber die Finger lässt.

Standpunkte

Die Debatte über neue Entwicklungsziele hat bislang unterm Strich wenig beigetragen zur Klärung der Frage, welche Geldströme als entwicklungspolitisch sinnvoll verbucht werden können.
Die EU erwägt einen Importstopp für Produkte aus den israelischen Siedlungen im Westjordanland. Die deutsche Bundesregierung ist dagegen. Auch die Friedensbewegung ist in der Frage gespalten. Pax Christi fordert, Waren aus den besetzten Gebieten sollten als solche gekennzeichnet werden; unklar deklarierte Produkte sollten nicht gekauft werden. Ist ein solcher Aufruf gerechtfertigt? Und kann ein Boykott den Frieden in Nahost voranbringen?
Die Fraktionen der Konservativen und der Grünen im Europaparlament haben gemeinsam beantragt zu beschließen, dass der Altkanzler sich zur Ukraine nicht äußern solle, weil er sich wegen seiner Beziehungen zu Russlands Erdgasfirma Gazprom in einem klaren Interessenkonflikt befinde.
Der UN-Sicherheitsrat erlaubt weiterhin die Einfuhr leichter Waffen nach Somalia. Doch die Regierung hat ihre Truppen nicht im Griff, die Gewehre und Pistolen gelangen über Umwege an die Islamisten. Auf die deutschen Soldaten, die die Bundesregierung für eine Ausbildungsmission nach Mogadischu schicken will, wartet eine kaum lösbare Aufgabe.
Trotz wohlmeinender Entwicklungsziele hat die Zahl der Hungernden in den ärmsten Ländern zugenommen. Das muss nicht so sein. Wir müssen nur einsehen, dass der Mangel dort und der Überfluss bei uns zwei Seiten derselben Medaille sind – und dieser Einsicht Taten folgen lassen.

Journal

Die drei großen internationalen ökumenischen Institutionen in der Schweiz sind besorgt über das Abstimmungsergebnis der Initiative zur Begrenzung der Einwanderung in die Schweiz.
Das Freiwilligenprogramm „weltwärts“ bleibt beim Entwicklungsministerium (BMZ). Das erklärte Entwicklungsminister Gerd Müller auf einer Veranstaltung anlässlich der 20.000sten Freiwilligen, die von Müller in die Philippinen verabschiedet wurde.
Die Bundesregierung will ihre Afrika-Strategie erneuern. Schwerpunkte sind die Förderung von Kleinbauern und die Stabilisierung fragiler Staaten – möglichst ohne Kampfeinsätze.
Die Transparenzregeln für große Unternehmen in der EU werden gestärkt. Kapitalgesellschaften müssen künftig offenlegen, wie sie in Sozial- und Umweltbelangen abschneiden. Menschenrechtler und Anleger begrüßen die Aussicht auf mehr Information.
Es ist ein Schlüsseljahr für Afghanistan: Derzeit wird ein neuer Präsident gewählt, und bis Ende des Jahres sollen alle internationalen Kampftruppen abgezogen sein. In diesem Umbruch erneuert die Bundesregierung ihre Strategie für das Land.
Misereor und Germanwatch fordern die Bundesregierung auf, die Menschenrechte in Wirtschaftsbeziehungen zu stärken. Sie müsse – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte verwirklichen.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in Berlin kritisiert den Entwurf für einen neuen Landesentwicklungsplan in Nordrhein-Westfalen. Der Plan erleichtere den Bau und die Laufzeitverlängerung von Kohlkraftwerken, indem er die Entscheidung auf die regionale Ebene verlagere.
Die Schweiz ermöglicht mehr Transparenz im Goldhandel. Erstmals seit 30 Jahren legt die Zollverwaltung die Ein- und Ausfuhr des Edelmetalls nach Ländern aufgeschlüsselt vor. Gewonnen ist der Kampf gegen „schmutziges Gold“ damit aber noch nicht.
Die EU-Kommission will den Handel mit Rohstoffen aus Konfliktregionen eindämmen. Ihr Gesetzentwurf setzt auf die freiwillige Selbstregulierung von Importeuren. Entwicklungsorganisationen geht das nicht weit genug.
Das EU-Parlament will noch im April einer Vorlage der EU-Kommission zur Regulierung der Finanzmärkte zustimmen. Das Kommissionspaket lässt allerdings Schlupflöcher offen.
Als Antwort auf ein neues Gesetz gegen Homosexualität in Uganda haben mehrere Geber den Geldhahn zugedreht. Auch Deutschland und Österreich überdenken ihre Zusammenarbeit mit der Regierung in Kampala.
Die UN-Nachhaltigkeitsziele für die Zeit nach 2015 führen die Entwicklungspolitik und den Erhalt des globalen Ökosystems zusammen. Nach Meinung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) muss dafür eine verbindliche Überwachung her: ein „Weltrat“, der aufpasst und auch tadelt.
Grundsatzkritik an der Entwicklungshilfe stößt auf großes Interesse. Sie kann aber auch leicht in die Irre führen. Das belegte die Tagung „Beyond Aid. Von Wohltätigkeit zu Solidarität“, die im Februar mehrere Hundert Teilnehmer an die Universität in Frankfurt am Main lockte.
Öffentliche Stellen in den Mitgliedsländern der EU dürfen bei der Vergabe von Aufträgen und beim Kauf von Gütern und Dienstleistungen künftig soziale und ökologische Kriterien berücksichtigen.
Die Weltweite Evangelikale Allianz hat ihre für Oktober in Seoul geplante Generalversammlung abgesagt und auf unbestimmte Zeit vertagt. Die Weltweite Evangelikale Allianz hat ihre für Oktober in Seoul geplante Generalversammlung abgesagt und auf unbestimmte Zeit vertagt. Hintergrund ist ein Konflikt zwischen den Evangelikalen in Südkorea über die Annäherung der Allianz an den Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK).
Die baden-württembergische Landeshauptstadt und der Verein Yalla wollen Nachwuchspolitiker aus Ägypten mit demokratischen Spielregeln vertraut machen. Derlei Hilfe aus dem Ausland wird von den Machthabern in Kairo kritisch beäugt.
In der Schweiz wird voraussichtlich im Herbst erneut über eine umstrittene Initiative abgestimmt. Die Umweltvereinigung Ecopop fordert einen „Stopp der Überbevölkerung“. Unter anderem sollen zehn Prozent der Schweizer Entwicklungshilfe in die Familienplanung in armen Ländern fließen.
Keine entwicklungspolitische Diskussion mehr ohne den Hinweis auf die wichtige Rolle der Wirtschaft. Auch Österreich bindet Unternehmen in seine Entwicklungszusammenarbeit ein. Zivilgesellschaftliche Organisationen fordern indessen, die Wirtschaft stärker an die Kandare zu nehmen.
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