Tourismus: Alles grün?

Immer mehr Reise-Veranstalter entdecken ihre ökologische Ader
Immer mehr Reise-Veranstalter entdecken ihre ökologische Ader

In diesen Tagen findet in Berlin die weltweit größte Reisemesse statt. Wie in jedem Jahr präsentieren die touristischen Unternehmen auf der ITB eine große Fülle an Urlaubsträumen. Doch sie bewerben seit einigen Jahren nicht mehr allein das neueste Luxus-Hotel und das preiswerteste All-inclusive-Angebot, sondern immer häufiger auch ihr soziales und ökologisches Engagement.

Hotels werden als Umwelt-Champion betitelt. Urlauber können mit einer freiwilligen Spende ihre CO2-lastige Anreise im Flugzeug kompensieren. Und mit ihren Gewinnen finanzieren Veranstalter den Bau von Schulen in Indonesien und Sri Lanka. Doch welche Projekte helfen tatsächlich und was ist bloß Marketing?

Auf den ersten Blick ist das schwer auszumachen. „Viele Unternehmen bemühen sich ernsthaft“, sagt Christine Plüss vom Schweizer Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung. Doch über den Umfang der Projekte, über den Geldzufluss und die Wirksamkeit erfahre der Urlauber in vielen Fällen zu wenig. Hier müsse es mehr Transparenz geben.

Voraussetzung für ein ernstgemeintes Engagement ist für Plüss, wenn das Unternehmen in seinem Kernbereich aktiv wird, sich also um gute Arbeitsbedingungen für die Hotelangestellten in den Urlaubsländern bemüht, lokale Handwerker, Bauern und Fischer fördert und den Zugang zu Ressourcen wie Wasser nicht allein für sich beansprucht.

Häufig sei jedoch das Gegenteil der Fall, sagt Plüss. So bringe es überhaupt nichts, sich mit Schildkrötenrettungsaktionen zu schmücken, ein paar Kilometer weiter aber Hotels an den Strand zu bauen, an denen die Jungtiere schlüpfen. Auch werbewirksame Baumpflanzaktionen oder der Boykott von Delfin- und Orca-Shows sagen noch nichts darüber aus, ob ein Unternehmen in seiner täglichen Arbeit verantwortlich handelt.

Veranstalter bemühen sich um Transparenz

Zugleich bemühen sich immer mehr Reise-Veranstalter um vollständige Transparenz – etwa die 130 Mitglieder des Forums Anders Reisen. Sie haben sich einer Form des Tourismus verpflichtet, die langfristig ökologisch tragbar, wirtschaftlich machbar sowie ethisch und sozial gerecht für ortsansässige Gemeinschaften sein soll. Unabhängige Gutachter überprüfen das und dokumentieren Stärken und Schwächen.

Vielen Urlaubern sollte das entgegenkommen, in Umfragen spricht sich meist die Hälfte der Befragten für umweltschonendes und sozial gerechtes Reisen aus. „Bei der Buchung tun sich viele Leute dann aber schwer“, sagt Plüss. Sie plädiert dafür, dass in den Katalogen der Veranstalter nicht nur über Preis, Zimmer und Größe des Pools informiert wird, sondern auch über Arbeitsbedingungen und Umweltschutzmaßnahmen. (ok)

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