„Ich bin der Sohn eines Kleinbauern“

Wie Entwicklungsminister Gerd Müller in Afrika die Landwirtschaft voranbringen will
Wie Entwicklungsminister Gerd Müller in Afrika die Landwirtschaft voranbringen will

Der Ansatz der Chinesen „mit ihren Landinvestitionen“ ist für den deutschen Entwicklungsminister der falsche Weg. Groß sei in Afrika nicht die Lösung, sagt Gerd Müller im Gespräch mit „welt-sichten“, in dem es außerdem um den Umgang mit Flüchtlingen und um Sozialstandards in der Textilindustrie geht.

Als Sohn eines Kleinbauern wisse er, wie „man auch in Deutschland als Kleiner eine Zukunft hat“, sagt Müller im Gespräch mit „welt-sichten“-Chefredakteur Bernd Ludermann und Berlin-Korrespondentin Marina Zapf. An großflächigen Landinvestitionen in Afrika kritisiert der Minister, dass dort häufig nur für den Export angebaut werde. Die Wertschöpfung müsse aber in Afrika bleiben.

Deutschland wolle zu diesem Zweck „grüne Entwicklungszentren“ errichten, in denen kleinbäuerliche Landwirtschaft und moderne Agrartechnik zusammenkommen. Müller: „Der Bauer in Äthiopien könnte seinen Ertrag steigern, wenn er statt eines Holzpfluges moderne Technik hätte.“ Und wenn die Maschinen aus Deutschland kämen, sollten das auch die nichtstaatlichen Entwicklungsorganisationen akzeptieren, sagt Müller mit Blick auf kritische Stimmen zur Beteiligung der deutschen Industrie an landwirtschaftlichen Entwicklungsprogrammen.

Flüchtingspolitik: Gegensteuern, aber nicht abschotten

Zur Frage, ob man mit Entwicklungshilfe versuchen solle, Flüchtlinge von Deutschland fernzuhalten, erklärt Müller: Wenn man etwa Ägypten allein lasse, wo Millionen junge Leute arbeitslos seien, „dann wird der Tag kommen, wo nicht 5000 täglich über das Mittelmeer aufbrechen, sondern 50.000“.  Hier müsse man mit Entwicklungspolitik gegensteuern, sonst vergrößere man die Probleme auf beiden Seiten. Es gehe aber nicht um Abschottung.

Zu den Plänen seines Ministeriums, ein Siegel für fair hergestellte Textilien einzuführen, sagt Müller: „Ich finde es unerträglich, dass wir Produkte importieren, die unter Umständen hergestellt werden, für die sich bei uns Unternehmen vor Gericht verantworten müssten.“ Märkte bräuchten Grenzen, und diese Grenzen müsse man nicht neu erfinden: Es gebe sie bereits, etwa in Gestalt der Menschenrechte. Müller kündigt an, die Idee eines einheitlichen Textilsiegels in die Europäische Union und in die Industrieländergruppe G7 einzubringen, für die Deutschland seit Juli die Präsidentschaft hat. (ell)

Das vollständige Interview mit Entwicklungsminister Gerd Müller lesen Sie in der kommenden Ausgabe von "welt-sichten" oder kostenpflichtig hier.

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