Trügerische Waffenruhe im Südsudan

Experte kritisiert die Hilfsorganisationen in dem Land
Experte kritisiert die Hilfsorganisationen in dem Land

(27.1.2014) Im Südsudan haben die Konfliktparteien einen Waffenstillstand unterzeichnet. Wie stabil dieser ist, muss sich noch zeigen. Dem Land steht der Aufbau eines funktionierenden Staatsapparates bevor – eine „langwierige und konfliktbeladene“ Aufgabe, sagt „welt-sichten“-Chefredakteur Bernd Ludermann. Und der Sudanexperte Wolf-Christian Paes vom Bonner Konversionszentrum BICC bezweifelt, dass die gegenwärtigen Machthaber zu den erforderlichen Reformen bereit sind.

Im jüngsten Staat der Welt – erst Mitte 2011 gegründet – war im vergangenen Dezember ein lange schwelender Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem ehemaligen Stellvertreter Riek Macher eskaliert. Zehntausende Menschen wurden getötet, Hunderttausende vertrieben. „Wie schnell sich die Kämpfe ausweiteten, ist erschreckend. Doch ihr Ausbruch sollte nicht überraschen“, schreibt Ludermann in der Februar-Ausgabe von „welt-sichten“: „Der Staat im Südsudan ist eine weitgehend leere Hülle und kaum fähig, nationalen Konsens zu schaffen oder Gewalt zu unterbinden.“

„Ein Nationalgefühl ist kaum entstanden“

Dies sei aber nur teilweise der regierenden Partei SPLM anzulasten. Viele Völker des Landes wie die Dinka und Nuer sind Hirten und somit „klassische Beispiele für staatenlose Gesellschaften“. Ein Vergleich zeige, „wie bedeutsam das ist: Auch die Guerillas in Eritrea, Nord-Äthiopien, Ruanda und Uganda, wo es vorkoloniale Staaten gegeben hatte, durchliefen zum Teil blutige Fraktionskämpfe. Doch die siegreichen Gruppierungen orientierten sich am Modell der leninistischen Kaderpartei mit strenger Hierarchie und Disziplin und schufen schon im Krieg staatsähnliche Strukturen.“  Im Südsudan seien Justiz und andere staatliche Institutionen aber schwach geblieben, die Entwicklung des Landes habe man großenteils ausländischen Helfern überlassen – „ein Nationalgefühl entstand so kaum“, sagt Ludermann.

Sudanexperte Wolf-Christian Paes kritisiert die internationale Entwicklungszusammenarbeit im Interview mit „welt-sichten“ indirekt: Die Hilfsorganisationen müssten sich fragen lassen, ob sie im Südsudan auf der Grundlage einer Konfliktanalyse tätig seien: „Oder haben sie das gemacht, was gerade am einfachsten war oder von dem sie glauben, sie hätten komparative Vorteile darin?“ (osk/ell)

Das vollständige Interview mit Wolf-Christian Paes erscheint in der Märzausgabe von „welt-sichten“. Den Artikel von Bernd Ludermann finden Sie hier:

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