Ein Virus legt die Karibik lahm

Tausende leiden unter Fieber und Gelenkschmerzen
Tausende leiden unter Fieber und Gelenkschmerzen

In den karibischen Staaten breitet sich das Chikungunya-Virus aus, das es bislang nur in Afrika und Teilen Asien gegeben hat. Im Dezember hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die erste Infektion auf der Insel St. Martin nachgewiesen, mittlerweile wurden mehr als hunderttausend Verdachtsfälle in der Dominikanischen Republik, in Haiti und den meisten Nachbarländern gemeldet. Das Virus ist zwar nur in seltenen Fällen tödlich, doch es verursacht starke Schmerzen – und kann wirtschaftliche Schäden anrichten.

Der Name Chikungunya stammt aus Tansania. Übersetzen lässt sich das Wort mit „der gekrümmte Mann“ oder „Gehen wie ein alter Mann“, weil die Erkrankten unter hohem Fieber und insbesondere unter so starken Gelenk- und Gliederschmerzen leiden, dass viele nicht aufrecht stehen können. Übertragen wird das Virus von Moskitos.

Normalerweise klingt die Krankheit nach ein bis zwei Wochen von allein ab. „Doch bei fünf bis zehn Prozent der Betroffenen können die Gelenkschmerzen wochenlang anhalten“, sagt August Stich, Chef der Tropenmedizin der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg. Eine Impfung oder eine Behandlung mit Medikamenten gibt es nicht.

Wie das Virus eingeschleppt worden ist, bleibt unklar. Möglicherweise sind infizierte Moskitos an Bord eines Containerschiffes über den Atlantik gelangt.

Wer einmal erkrankt war, entwickelt allerdings schützende Antikörper und ist zeitlebens immun. „Es bleiben auch keine chronischen Schäden“, sagt Tropenmediziner Stich. Die Bevölkerung in der Karibik müsse diese Immunität aber erst erwerben.

Bei der Kindernothilfe in Haiti sind acht von zehn Mitarbeitern krank

Lebensbedrohlich ist das Virus nicht, aber es kann wirtschaftliche Schäden anrichten, wenn viele Menschen für längere Zeit nicht arbeiten können. Im Büro der Kindernothilfe in Haiti sind derzeit acht von zehn Mitarbeitern krank, sagt Clemens Ecken, der bei der Hilfsorganisation für das Auslandscontrolling zuständig ist und vor zwei Wochen in Port-au-Prince war. So verzögere sich unter anderem der Bau von Schulen, weil auch bei den beauftragten Bauunternehmen die Hälfte der Arbeiter unter dem Fieber leide.

Allein in Haiti soll es nach offiziellen Angaben 15.000 Fälle geben. „Aber diese Zahl ist deutlich zu niedrig gesetzt“, glaubt Ecken. „Die wenigsten Menschen gehen zum Arzt und werden daher nicht registriert.“ Zudem könne sich das Virus rasend schnell ausbreiten, weil es feucht und heiß ist, viel Müll auf den Straßen liegt, es viele stehende Gewässer gibt – ideale Bedingungen für Stechmücken.

Ecken hat sich bei seiner Reise selbst angesteckt, noch heute klagt er über starke Schmerzen in den Hand- und Fußgelenken. „Das ist eine Krankheit, die man aussitzen muss“, sagt er. Ende Juli allerdings steht schon seine nächste Reise nach Haiti an. Doch: „Das ist kein Problem, dann bin ich ja immun.“ (ok)

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