Kaffeesatz lesen hilft nicht

In der Debatte über TTIP führen Wirtschaftsprognosen nicht weiter


In der Debatte über TTIP führen Wirtschaftsprognosen nicht weiter


Befürworter und Kritiker streiten erbittert über den Nutzen und die Gefahren des Transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP. Ihre Argumente versuchen sie mit wirtschaftlichen Prognosen zu belegen. Damit gehen sie den Ökonomen auf den Leim und lenken von den wichtigen politischen Fragen ab. Ein Kommentar von Bernd Ludermann.

Ein Frage, die derzeit besonders heftig diskutiert wird, ist, ob TTIP den Entwicklungsländern schaden wird. Kaum, erklärt eine Studie, die das ifo-Institut im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums Ende 2014 erstellt hat. Entwicklungsländer, die in europäische oder amerikanische Produktionsketten integriert sind, gewinnen demnach, während Länder, die mit euro-amerikanischen Produkten konkurrieren, geringfügig verlieren. Die Verbraucherorganisation foodwatch mag das nicht glauben und hält die gegenteiligen Ergebnisse aus einer früheren Studie desselben Instituts für plausibler. Auch Brot für die Welt, Greenpeace und das Forum Umwelt und Entwicklung werfen der neuen ifo-Studie schwere methodische Mängel vor.

Das mag stimmen, verharmlost aber das Problem. Es ist abwegig anzunehmen, man könnte mit methodisch „besseren“ Berechnungen zuverlässige Prognosen liefern. Wer glaubt, dass Ökonomen die Auswirkungen von Handelsabkommen vorhersagen können, der ist ihnen schon auf den Leim gegangen. Solche Vorhersagen beruhen auf Modellen, in die zahlreiche mehr oder weniger plausible Annahmen eingehen. Entsprechend unsicher sind die Ergebnisse. 

Wer Recht hat, ist nicht zu klären

Das gilt im Fall von TTIP sogar für die Auswirkungen auf Europa und die USA selbst. Befürworter erwarten, dass das Abkommen dem Handel und den Investitionen über den Atlantik einen Schub gibt und das Wachstum in beiden großen Wirtschaftsräumen anregt. Andere Studien hingegen errechnen Verluste beim Sozialprodukt, den Arbeitsplätzen und den Staatseinnahmen in Europa.

Das zeigt: Wer hier Recht hat, ist nicht zu klären. Außerdem: Solche Wachstumsprognosen lenken von wichtigeren, politischen Fragen ab, etwa ob das Abkommen die soziale Ungleichheit verschärfen wird, ob es zum Nachteil der Entwicklungsländer die Welthandelsorganisation aushöhlen wird oder wie weit Handelsverträge das Recht von Staaten beschränken dürfen, die Wirtschaft zu regulieren. Kein ökonomisches Modell kann das beantworten.

Bernd Ludermann

 

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Ein Vertrag mit über 10.000 Seiten soll nicht gelesen werden. Eine Verhandlung hinter verschlossenen Türen scheut die Öffentlichkeit weil diese betrogen werden soll um ihren Besitz, um ihr Recht und ihre Freiheit. Dieser Vertrag macht uns nicht zu Partnern sondern zu Sklaven!

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