Kolumbien: Vereinte Nationen prangern Morde an Menschenrechtlern an

"Aus Angst verzichten die Menschen darauf, ihre Rechte einzufordern", sagt Alberto Brunori, Repräsentant des UN-Hochkommissars für Menschenrechte in Kolumbien.

Bogotá/Rio de Janeiro (epd). Trotz des Friedensprozesses nimmt in Kolumbien die Gewalt gegen Menschenrechtler weiter zu. Nach dem jüngsten Mord an einem Gemeindesprecher forderten die Vereinten Nationen umfassende Ermittlungen und eine Bestrafung der Täter. "Wir verurteilen den Mord und fordern Aufklärung", erklärte das UN-Büro für Menschenrechte in Kolumbien am Mittwoch (Ortszeit) im Kurznachrichtendienst Twitter.

Die Angriffe würden Freiheit einschränken. "Aus Angst verzichten die Menschen darauf, ihre Rechte einzufordern", sagte Alberto Brunori, Repräsentant des UN-Hochkommissars für Menschenrechte in Kolumbien.

Tod während WM-Spiels

Der Gemeindesprecher und Aktivist Luis Barrios Machado war am Dienstag in Palmar de Varela im Departements Atlántico im Norden Kolumbiens erschossen worden. Die Täter lauerten ihm Zuhause auf, während er das Fußballspiel seines Landes bei der WM in Russland anschaute, wie die Zeitung "El Espectador" online berichtete. Für die Staatsanwaltschaft sind das soziale Engagement von Machado und seine Haltung Missstände anzuzeigen, ein wahrscheinliches Motiv für die Tat.

Ebenfalls am Dienstag wurde im westlichen Departement Chocó die Gemeindesprecherin Felicinda Santamaría ermordet. Angehörige machen kriminelle Banden, die aus den früheren paramilitärischen Gruppen hervorgingen, für den Mord verantwortlich. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Cinep wurden im Jahr 2017 mindestens 138 Führer sozialer Bewegungen aufgrund ihres Engagements getötet.

Mit der Farc-Guerilla unterzeichnete die kolumbianische Regierung Ende 2016 ein umfassendes Friedensabkommen. Seit der Entwaffnung der Kämpfer ringen allerdings kriminelle Gruppen, Paramilitärs, Dissidenten der einstigen Farc und teils auch die ELN-Guerilla um die Kontrolle in den von den Guerilleros verlassenen Gebieten.

Der Konflikt zwischen der Regierung, mehreren Rebellengruppen und paramilitärischen Todesschwadronen hatte sich in den 60er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Seither wurden etwa 340.000 Menschen getötet, mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden vertrieben.

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