Ungeborgene Leichen erhöhen Seuchengefahr in Mosambik

Cholera breitet sich weiter aus: 2.100 Fälle
Langsam wird das ganze Ausmaß der Zerstörungen in dem südostafrikanischen Land sichtbar. Noch immer müssen Menschen in abgeschnittenen Gebieten per Hubschrauber versorgt werden.

Maputo, Frankfurt a.M. (epd). In Mosambik wird das gesamte Ausmaß der Verwüstung durch Zyklon "Idai" nur langsam deutlich, während die Seuchengefahr zunimmt. "Wir haben noch immer nicht Zugang zu allen Gebieten", sagte der Unicef-Sprecher in Mosambik, Daniel Timme, am Freitag in der zerstörten Hafenstadt Beira dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch drei Wochen, nachdem der Zyklon über Teile Mosambiks, Simbabwes und Malawis hinweg fegte, müssten Menschen mit Booten oder gar mit Hubschraubern versorgt werden.

In schwer erreichbaren Regionen seien noch viele Leichen nicht geborgen worden, erklärte Caritas International. Diese Verzögerung steigere das ohnehin erhöhte Risiko für den Ausbruch von Seuchen. Besonders Kinder seien in Gefahr, sich mit Krankheiten anzustecken.

Impfkampagne gegen Cholera

Allerdings sehen die Helfer auch Fortschritte. Bemerkenswert sei, dass nur in zwei Wochen eine Impfkampagne gegen Cholera organisiert worden sei, sagte Unicef-Sprecher Timme. Die Kampagne begann am Mittwoch und soll etwa 900.000 Menschen erreichen. Dafür seien 1.100 Freiwillige trainiert worden, um die Menschen zu informieren und Vorurteilen zu begegnen. "Manche denken, die Impfung würde die Krankheit erst auslösen", sagte Timme. Deswegen sei die Aufklärung vorher so wichtig. Bislang wurden den UN zufolge 2.094 Cholera-Fälle in Mosambik registriert.

Vor allem Beira mit seinen 500.000 Einwohnern sei von einer Epidemie bedroht, sagte Timme. Von den bisherigen Fällen der Durchfallerkrankung seien etwa 1.500 in der Hafenstadt registriert worden. Die Cholera-Erreger werden durch verunreinigtes Wasser übertragen. Im Zentrum erwecke die Stadt den Eindruck, es gehe den Menschen besser, aber in den Außenbezirken herrsche weiter große Not, sagte Timme. Auch sauberes Trinkwasser sei immer noch äußerst knapp.

Logistische Probleme unvermeidlich

Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" hat nach eigenen Angaben fünf Cholera-Behandlungseinrichtungen in Beira und Dondo in Betrieb genommen. Die Mitarbeiter hätten in Beira deutlich mehr als 1.000 Patienten behandelt, die vermutlich an Cholera erkrankt sind.

Unicef-Sprecher Timme sagte weiter, die mosambikanische Regierung habe sich durchaus auf den Zyklon vorbereitet. Aber sogar das eigens eingerichtete Krisenzentrum in der Provinz Sofala sei von den Naturgewalten völlig zerstört worden. Angesichts von 1,85 Millionen Betroffenen allein in Mosambik und der Größe des Katastrophengebiets seien logistische Probleme unvermeidlich.

Nachdem die meisten Schulen beschädigt oder zerstört worden seien, sei es aus Sicht von Unicef nun unerlässlich, Notschulen einzurichten, betonte Timme. "Dort gibt es Abstand vom Chaos, dort sind die Kinder für uns besser zu erreichen. Dort fallen Ernährungsmängel auf, aber auch Missbrauch und Ausbeutung." Immerhin seien von den rund 1,85 Millionen Menschen, die in Mosambik von der Katastrophe betroffen seien, eine Million Kinder. Und bereits vor "Idai" sei rund die Hälfte der Kinder in Mosambik mangelernährt gewesen.

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