Der Brückenbauer: UN-Generalsekretär Guterres für zweite Amtszeit bestätigt

António Guterres bleibt über 2021 hinaus Generalsekretär der Vereinten Nationen. Auf den 72-jährigen Portugiesen warten immense Herausforderungen: Von Covid-19 über Klimawandel bis zu den vielen Konflikten.

Genf - UN-Generalsekretär António Guterres hat es geschafft. Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat den Portugiesen am Freitag in New York für eine zweite Amtszeit als Generalsekretär der Weltorganisation ab 2022 ernannt. Zuvor hatte sich auch der Sicherheitsrat für fünf weitere Jahre mit Guterres ausgesprochen.

Der frühere Ministerpräsident aus Lissabon muss ein Gemisch aus globalen Krisen bewältigen, das er selbst als „apokalyptisch“ bezeichnet: Neben der Corona-Pandemie fordern die vielen bewaffneten Konflikte, Flüchtlingsbewegungen, Armut und der fortschreitende Klimawandel die ganze Kraft des 72-Jährigen.

Der Ex-Präsident der Sozialistischen Internationale wirbt für sich als „ehrlichen Makler“, als „Brückenbauer“, der auf Lösungen für die brennenden globalen Probleme fokussiert ist. Dabei ist sich Guterres der Grenzen bewusst: Der Generalsekretär verfügt über keinerlei Weisungsbefugnis gegenüber den Mitgliedsländern, als seine stärkste Waffe setzt er das Wort ein.

Trump und Guterres begannen 2017 gleichzeitig ihr Amt

Das große Pech in der Laufbahn des António Guterres: Genau im selben Monat, im Januar 2017, in dem er in New York Generalsekretär der Vereinten Nationen wurde, zog Donald Trump als Präsident der USA ins Weiße Haus in Washington ein. In den vier Jahren darauf musste Guterres mit der US-amerikanischen Konfrontationspolitik gegen die UN leben, wobei Guterres persönlich jedoch nie ins Visier geriet. Im Gegenzug vermied Guterres kritische Worte gegen Trump.

Der gewiefte Politfuchs erteilte während seiner ersten Amtszeit auch den vier anderen Vetomächten im Sicherheitsrat keine offenen Rügen. Somit können Russland, China, Frankreich und Großbritannien gut mit dem Generalsekretär weiter leben.
Guterres' politische Laufbahn nahm 1974 Fahrt auf, im Jahr der portugiesischen Nelken-Revolution, als der Elektroingenieur der Sozialistischen Partei beitrat. Der pragmatische Idealist krönte seine nationale Karriere 1995, als er Regierungschef seines Heimatlandes wurde. Persönlich musste der gläubige Katholik 1998 einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen: Seine erste Frau starb mit 51 Jahren. Später heiratete er erneut.

Von 2005 bis 2015 diente Guterres als UN-Hochkommissar für Flüchtlinge. Damals verlangte er einen engen internationalen Schulterschluss angesichts der aufziehenden Migrationskrise. Es war ein Appell, der nicht gehört wurde.
 

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