Frauen in Afghanistan demonstrieren erneut für ihre Rechte

Frankfurt a.M., Kabul - In Afghanistan haben Frauen erneut für ihre Rechte demonstriert. In der Hauptstadt Kabul und anderen Landesteilen seien zahlreiche Frauen auf die Straße gegangen, berichteten afghanische Medien. Laut der lokalen Nachrichtenagentur Aamaj News forderten sie die Teilhabe am öffentlichen Leben und das Ende der Unterdrückung durch die Radikalislamisten. In Kabul zog eine Gruppe Frauen laut skandierend und mit zahlreichen Schildern durch die Straßen. Sie riefen nach Gerechtigkeit und verurteilten die ausschließlich männlich besetzte Regierung. Frauen hätten das Recht zu arbeiten, zur Schule zu gehen und sich frei zu bewegen. Den Berichten zufolge lösten die Taliban die Proteste auf. Immer wieder reagieren die Taliban mit Gewalt auf die protestierenden Frauen.

Seit der Machtübernahme der Taliban im August werden die Rechte der Frauen in Afghanistan immer mehr beschnitten. Zwar hatten die Radikalislamisten zugesagt, dass Frauen weiterhin arbeiten und Mädchen zur Schule gehen könnten - so lange dies im Einklang mit dem islamischen Recht der Scharia geschehe. Doch seitdem haben die Schulen für Mädchen ab der 7. Klasse geschlossen. Sie können kaum studieren, und ein Großteil der Frauen hat seine Arbeit verloren oder kann sie nicht ausüben, darunter laut „Reporter ohne Grenzen“ 80 Prozent der Journalistinnen. Zudem dürfen Frauen sich im öffentlichen Raum nur in Begleitung eines Mannes bewegen.

Frauen schreiben ihre Forderungen nachts an Wände

Da das Protestieren gegen die Taliban-Machthaber auf den Straßen immer gefährlicher wird, haben Frauen laut dem afghanischen Sender Tolo News begonnen, ihre Forderungen nachts an Wände zu schreiben. Neben dem Recht auf Bildung und Arbeit und der Teilhabe am politischen Leben forderten sie unter anderem die freie Wahl der Kleidung.

Nach Berichten des Nachrichtenportals Gandhara News haben die Taliban in Kabul Schilder aufgestellt, die Frauen auffordern, sich voll zu verschleiern. Gezeigt würden Abbildungen von Frauen in Burka oder im schwarzen Tschador, der vor allem im Iran getragen wird. Eine Vollverschleierung ist nicht vorgeschrieben, der Druck, keine unbedeckten Körperteile zu zeigen, wächst jedoch.

Durch die Einschränkungen trifft auch die humanitäre Krise Frauen besonders hart. Viele Frauen haben keine Möglichkeit mehr, sich und ihre Kinder zu ernähren. Laut den UN leidet die Hälfte der Bevölkerung in Afghanistan an Hunger. Für ihre Hilfe brauchen die UN etwa fünf Milliarden US-Dollar.

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