Frankfurt a.M./Naypyidaw - Bei einer gerichtlichen Anhörung hat Myanmars gestürzte De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi ihre Landsleute zur Einigkeit aufgerufen. Der Wunsch nach Einigkeit zielte ausschließlich auf die Bevölkerung und nicht das Militär, wie das Nachrichtenportal „Myanmar Now“ am Dienstag unter Berufung auf eine Quelle aus dem Umfeld der Justiz berichtete. Die Anhörung in der Hauptstadt Naypyidaw fand demnach hinter verschlossenen Türen statt.
Bei einem Schuldspruch drohen der Friedensnobelpreisträgerin bis zu 15 Jahre Haft. Das Urteil soll Anfang nächster Woche fallen. Das Militärregime legt Suu Kyi zur Last, vom früheren Regierungschef der Region Yangon, Phyo Min Thein, umgerechnet 600.000 US-Dollar (556.000 Euro) an Schmiergeldern sowie mehr als elf Kilogramm Gold angenommen zu haben. Phyo Min Thein hatte Anfang Oktober als Hauptbelastungszeuge gegen Suu Kyi ausgesagt. Das Anwaltsteam der 76-Jährigen wies die Vorwürfe zurück.
Menschenrechtler kritisieren die Gerichtsprozesse als haltlos
Insgesamt hat die Junta 17 Klagen gegen die gestürzte Politikerin auf den Weg gebracht. Wegen illegalen Imports und Besitzes von Funkgeräten, Verstößen gegen Corona-Auflagen sowie „Anstiftung zum Aufruhr“ war Suu Kyi bereits im Dezember und Januar zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Menschenrechtler kritisieren die Gerichtsprozesse als haltlos.
Am 1. Februar vergangenen Jahres hatte die Armee gegen Suu Kyis regierende „Nationale Liga für Demokratie“ geputscht. Laut der Gefangenen-Hilfsorganisation AAPP wurden seitdem fast 1.770 Menschen bei Protesten getötet und nahezu 13.300 Personen festgenommen. Die meisten sitzen bis heute hinter Gittern. Landesweit kämpfen zudem zahlreiche lokale Widerstandsgruppen sowie einige etablierte Rebellen-Organisationen gegen die Militärjunta.