Hilfsorganisation prangert Leid der Kinder in Afghanistan an

Berlin/Kabul - Ein Jahr nach der Machtübernahme der Taliban leiden viele afghanische Kinder laut einer Untersuchung unter Hunger, Depressionen und Angstzuständen. Vor allem Mädchen gehe es in dem Land am Hindukusch, das auch unter einer schweren Wirtschaftskrise leidet, schlecht, teilte „Save the Children“ am Mittwoch in Berlin mit. Der Afghanistan-Direktor der Hilfsorganisation, Chris Nyamandi, sprach von einer „Kinderrechtskatastrophe“ und forderte mehr humanitäre Hilfe für das Land. Zudem müsse die Staatengemeinschaft einen Weg finden, die Wirtschaft zu stützen und das Bankensystem zu beleben.

In den am Mittwoch von der Organisation veröffentlichten Bericht flossen nach eigenen Angaben Daten von Kindern und Betreuungspersonen aus rund 1.450 afghanischen Haushalten ein. Demnach gaben 97 Prozent der im Mai und Juni befragten Familien an, ihre Kinder nicht ausreichend ernähren zu können. Mädchen nähmen dabei noch weniger Essen zu sich als Jungen. Auch zeigten 26 Prozent der Mädchen und 16 Prozent der Jungen Anzeichen von Depressionen. Viele Heranwachsende litten zudem unter Angstzuständen.

Mehr als 45 Prozent der Mädchen gehen nicht zur Schule

Die Ideologie der radikal-islamischen Taliban macht vor allem Mädchen zu schaffen, wie die Untersuchung zeigt. Mehr als 45 Prozent der befragten Mädchen gehen demnach nicht zur Schule. Verwehrt werde vielen Mädchen der Schulbesuch wegen des von den neuen Machthabern verhängten Sekundarschulverbots, doch auch aus wirtschaftlichen Gründen. Von den befragten Jungen gab ein Fünftel an, nicht in die Schule zu gehen.

Wie während der ersten Taliban-Herrschaft zwischen 1996 und 2001 haben die Islamisten die weibliche Bevölkerung aus weiten Teilen des öffentlichen Lebens verbannt. Die weiterführenden Schulen für Mädchen sind größtenteils geschlossen. Auch eine schwere Wirtschaftskrise macht den Afghaninnen und Afghanen zu schaffen. Verschärft wird die Not durch internationale Sanktionen. Unter anderem hatten zahlreiche Regierungen, darunter die USA, und die Weltbank nach der Machtübernahme der Taliban vor einem Jahr das Vermögen der afghanischen Zentralbank eingefroren.

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