Misereor kritisiert Repression gegen Kaffeeverbund in Guatemala

Mexiko-Stadt - Nach der Festnahme des Geschäftsführers eines Verbands von Kaffeegenossenschaften in Guatemala haben deutsche Organisationen ein faires und rechtsstaatliches juristisches Verfahren gefordert. Es müsse alles dafür getan werden, dass das Unternehmen des Fairen Handels wieder arbeitsfähig werde, erklärten das katholische Hilfswerk Misereor und das Fair-Handels-Unternehmen Gepa am Donnerstag. Der Handelsausschuss des Europäischen Parlaments müsse sich für einen juristisch einwandfreien Prozess einsetzen.

Alle Konten des Verbands seien eingefroren worden, kritisierte Misereor. Die Folgen seien vor allem für indigenen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern gravierend. Sie erhielten derzeit kein Geld für den von ihnen produzierten Kaffee. 

Der Geschäftsführer des Kaffeeverbands Fedecocagua, Ulrich Gurtner, sitzt seit dem 24. März in Untersuchungshaft. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft ihm Geldwäsche vor. Beweise seien jedoch keine vorgelegt worden, kritisiert Misereor. „Wir sind überzeugt, dass sich die Vorwürfe in Luft auflösen werden“, zitiert das Hilfswerk den Mit-Geschäftsführer von Fedecocagua, Gerardo de León. Nach Angaben der Gepa wurden die Anschuldigungen gegen den gebürtigen Schweizer bereits 2012 erhoben, in einem Prozess aber rechtskräftig widerlegt. 

Die Menschenrechtslage in Guatemala verschlechtert sich seit Jahren. Laut Amnesty International werden Kritikerinnen und Kritiker der Regierung von Alejandro Giammattei bedroht, schikaniert, strafrechtlich verfolgt oder willkürlich festgenommen, Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten laufen Gefahr, getötet zu werden. 

Der UN-Hochkommissar Volker Türk äußerte sich erst Ende März besorgt über eine „kontinuierliche Erosion des Rechtsstaats in Guatemala“. Personen, die mit der UN-Kommission gegen Straflosigkeit (CICIG) zusammengearbeitet hätten, würden schikaniert, verfolgt und kriminalisiert. Gegen den ehemaligen CICIG-Vorsitzenden Francisco Dall'Anese werde im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Fedecocagua vorgegangen. Die CICIG arbeitet von 2007 bis 2019 in dem mittelamerikanischen Land, um schwere Verbrechen. u.a. von ehemaligen Regierungsmitgliedern, aufzuklären. 2019 wurde sie aufgelöst, nachdem die Regierung eine weitere Zusammenarbeit abgelehnt hatte. 

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