Schäfer-Gümbel: "Frieden braucht Entwicklung"

Auf die neuen Herausforderungen inmitten eines Geflechts von Krisen reagiert die bundeseigene Entwicklungsorganisation GIZ mit einer angepassten Strategie. Vorstandssprecher Schäfer-Gümbel sieht die Weltgemeinschaft in der Verantwortung.

Berlin - Flexibler, digitaler und noch partnerschaftlicher: Mit verstärkter Vernetzung und neuen Ansätzen stellt sich die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) nach Worten ihres Vorstandssprechers Thorsten Schäfer-Gümbel den vielfältigen Krisen weltweit. „Wir müssen auch unter sich ändernden Bedingungen wirksam und schnell arbeiten“, betonte Schäfer-Gümbel am Mittwoch bei der Jahrespressekonferenz der bundeseigenen Entwicklungsorganisation in Berlin.

Mit ihrer neuen Unternehmensstrategie stelle die GIZ dafür die Weichen in Zeiten miteinander verflochtener Krisen, erklärte Schäfer-Gümbel mit Blick auf Klimakrise, Kriege oder Folgen der Corona-Pandemie. Dazu würden unter anderem Partnerschaften vor Ort und bei den Unterstützern gestärkt, und es werde noch stringenter auf interdisziplinäre Antworten und datenbasierte Ansätze gesetzt. Als Beispiel nannte Schäfer-Gümbel den Einsatz von Drohnen in Malawi. In dem ostafrikanischen Land habe die GIZ zusammen mit Unicef eine Drohnenakademie aufgebaut. Das schaffe Jobs und schnelle Lieferketten: „Eilige Medikamente fliegen per Drohnen in entlegene Gebiete und erreichen dort mehr als 750.000 Menschen. Unterwegs sammeln die Flugobjekte Daten, die auch in der Landwirtschaft genutzt werden, etwa um Saaten zu planen.“

Geleitet werde die Arbeit von der Agenda 2030, mit der sich die Vereinten Nationen die Bekämpfung von Armut, die Förderung von Entwicklung und den Schutz von Umwelt und Klima in ihren Nachhaltigkeitszielen (SDG) zur Vorgabe gemacht haben. „Die Halbzeitbilanz zu den SDG wird bescheiden ausfallen, um das diplomatisch zu sagen“, erklärte Schäfer-Gümbel. Gerade deshalb müsse die Weltgemeinschaft ihre Anstrengungen verstärken.

Denn die Industrieländer hätten eine klare Mitverantwortung, Entwicklung weltweit voranzutreiben und Staaten und Gesellschaften dauerhaft resilienter zu machen, betonte der GIZ-Vorstandssprecher. „Und die SDG sind dafür der Gradmesser.“ Je mehr und besser sie erreicht würden, desto geringer sei die Gefahr von Krisen, Kriegen, Fragilität und Fluchtbewegungen. Auch im fragilen Kontext gehe es wo immer möglich darum, über akute Krisen hinauszudenken. „Man kann es auf die einfache Formel bringen: Frieden braucht eben Entwicklung!“, sagte Schäfer-Gümbel.

Auch der GIZ-Aufsichtsratsvorsitzende Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesentwicklungsministerium (BMZ), betonte die Notwendigkeit von strukturpolitischem Vorgehen und Stärkung der multilateralen Zusammenarbeit. Globale Krisen machten viele Entwicklungsfortschritte zunichte und drohten, die Gesellschaften der Partnerländer zu überfordern, sagte er. „Inklusive, resiliente und zukunftsfähige Gesellschaften sind jedoch zentral für eine nachhaltige soziale und wirtschaftliche Entwicklung.“

Mit rund vier Milliarden Euro stieg das Geschäftsvolumen der GIZ 2022 den Angaben zufolge im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent und erreichte damit ein neues Höchstniveau. Hauptauftraggeber war mit 3,4 Milliarden Euro das Bundesentwicklungsministerium. Für die GIZ sind rund 25.000 Mitarbeitende aus 155 Nationen im Einsatz. Fast 70 Prozent von ihnen sind nationale Kolleginnen und Kollegen in den rund 120 Einsatzländern.

Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!
„welt-sichten“ schaut auf vernachlässigte Themen und bringt Sichtweisen aus dem globalen Süden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Warum denn das?
Ja, „welt-sichten“ ist mir etwas wert! Ich unterstütze es mit
Schon 3 Euro im Monat helfen
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!