Ecuador: Festnahmen nach Mord an Präsidentschaftskandidaten

Berlin/Quito - In Ecuador sind nur wenige Stunden nach dem Mord an dem Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio sechs Verdächtige festgenommen worden. Sie seien dem organisierten Verbrechen zuzuordnen, gab Innenminister Juan Zapata am Donnerstagabend (Ortszeit) auf einer Pressekonferenz bekannt. Bei ihnen seien Waffen, Granaten und Maschinenpistolen gefunden worden. Zwei der Verdächtigen sind Kolumbianer.

Die Verantwortlichen würden die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen, sagte Staatspräsident Guillermo Lasso. „Das Verbrechen wird nicht ungestraft bleiben.“ Außerdem verhängte er den Ausnahmezustand für die Dauer von 60 Tagen. Die Sicherheitskräfte werden zum Schutz der Bürger in Alarmbereitschaft versetzt. Die für den 20. August angesetzten Präsidentschaftswahlen sollen aber abgehalten werden.

Lasso bat nach eigener Aussage US-amerikanische Sicherheitsbehörden um Unterstützung im Kampf gegen die organisierte Kriminalität, die sich in Ecuador ausbreitet. Das FBI werde binnen Stunden eine Gruppe von Spezialisten schicken, hieß es.

Villavicencio war am Mittwoch nach einer Wahlkampfveranstaltung in einer Schule erschossen worden. Der 59-Jährige war in Ecuador als investigativer Journalist bekannt, der vor allem die weitverbreitete Korruption kritisierte. Er soll mehrfach von Drogenkartellen bedroht worden sein. Villavicencio hatte sich als Kandidat der Bewegung „Construye“ (Baue) um das höchste Staatsamt in dem südamerikanischen Land beworben.

Die Europäische Union mahnte strenge Schutzmaßnahmen für alle Kandidaten an, um einen freien, demokratischen Wahlprozess zu gewährleisten. Eine EU-Wahlexpertenmission sei bereits in Ecuador und verfolge den Wahlprozess genau, erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.

Das einst friedliche südamerikanische Land leidet unter einer Welle der Gewalt. Die Mordrate von 25 Tötungsdelikten je 100.000 Einwohnern im vergangenen Jahr war die höchste in der Geschichte des Landes und überstieg sogar jene von Mexiko und Brasilien. Vor allem das mexikanische Sinaloa-Kartell ist aktiv und kämpft mit dem Kartell Jalisco Nueva Generación um die Vorherrschaft im Drogenhandel.

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