Amnesty: Kriegsverbrechen durch eritreische Truppen in Äthiopien

Frankfurt/Nairobi/Addis Abeba - Eritreische Soldaten haben laut Amnesty International auch nach dem Friedensschluss Kriegsverbrechen in der äthiopischen Region Tigray verübt. Die Militärs hätten auch im Anschluss an die Vereinbarung von November weiter Zivilisten ermordet, Frauen vergewaltigt und versklavt sowie Dörfer geplündert, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag in Nairobi bei der Veröffentlichung eines Berichts. Die Studie dokumentiert Verbrechen bis Anfang 2023.

Die im Bericht beschriebenen Vorfälle ereigneten sich in zwei Dörfern nahe der eritreischen Grenze. Amnesty habe mit 49 Überlebenden, Augenzeugen und Familienmitgliedern von Opfern am Telefon gesprochen. Darunter mit vier Frauen, denen über Monate hinweg schwere sexuelle Gewalt angetan wurde. Diese Fälle seien Teil eines „weit verbreiteten und systematischen Angriffs gegen die Zivilbevölkerung“ und stellen „möglicherweise Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ dar, schreiben Autorinnen und Autoren des Berichts.

Hintergrund des zweijährigen Krieges in der nordäthiopischen Region war ein Machtkampf um die Kontrolle in Tigray zwischen der Zentralregierung und der in der Region regierenden Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF). Dabei unterstützten eritreische Soldaten die äthiopische Armee. Am 2. November unterzeichneten die Konfliktparteien ein Friedensabkommen, das auch den Abzug eritreischer Truppen vorsieht, dem sich Eritreas Präsident Isaias Afwerki jedoch nie offiziell anschloss. Schätzungen zufolge wurden in dem Konflikt 600.000 Menschen getötet und mehrere Millionen Frauen, Männer und Kinder vertrieben.

Seit Kriegsbeginn im November 2020 hat Amnesty Verbrechen gegen das Völkerrecht und andere Menschenrechtsverletzungen durch alle Konfliktparteien, einschließlich der eritreischen Streitkräfte, dokumentiert. Die Organisation mahnte Eritrea und Äthiopien ob ihrer Pflicht, Verbrechen gegen das Völkerrecht wirksam zu untersuchen und strafrechtlich zu verfolgen.

Auch fordert Amnesty, dass die Afrikanische Union dringend ihre Untersuchungskommission zur Lage in der Region Tigray wiedereinberufen soll. Im Juni 2023 wurde das Mandat beendet, bevor die Untersuchungskommission einen Abschlussbericht vorgelegt hatte. Auch die UN sollen ihre Untersuchungen fortführen und veröffentlichen.

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