Köln, Trier - Der Politikprofessor Manuel Fröhlich hat die Bedeutung der Vereinten Nationen für die Weltordnung unterstrichen. Sie seien mit „dem normativen Anspruch, das Weltgewissen zu sein“ gestartet und dies auch umzusetzen, sagte der Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Beziehungen und Außenpolitik der Universität Trier am Freitag im WDR5-„Morgenecho“. „Sie sind zumindest dann noch das schlechte Gewissen auch für die Staaten, die sich nicht an diese Dinge halten.“ Die Vereinten Nationen seien eine „leidgeprüfte Organisation“, die immer „nur so gut war, wie die Konflikte der Welt das zugelassen haben“.
Am 25. April 1945 hatten sich vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs Vertreter aus 50 Staaten in San Francisco getroffen, um über eine neue Weltordnung zu beraten. Zwei Monate später unterzeichneten sie die Charta der Vereinten Nationen. Diese Menschen seien wegen der Erfahrungen von Leid und Zerstörung zusammengekommen, erläuterte Fröhlich. „Was auch immer bislang die internationale Politik bestimmt hat, wir brauchen neue Regeln dafür“, sei ihre Motivation gewesen. Erstmals in der Menschheitsgeschichte sei der Einsatz von Gewalt in der internationalen Politik verboten worden. Das sei noch nicht die Umsetzung, aber der Beschluss sei ein „einschneidender Schritt“, betonte er.
Bedarf nach neuen Regelungen
Für die Arbeit der Vereinten Nationen kann laut Fröhlich für die vergangenen 80 Jahre von der Dekolonialisierung bis hin zur Entwicklungspolitik und mit Blick auf die Beilegung von innerstaatlichen Konflikten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion eine positive Bilanz gezogen werden. Für einige sei die Organisation bereits erfolgreich, weil sie einen Großmächtekonflikt zwischen den ständigen Mitgliedern im Sicherheitsrat verhindert habe, zu denen Russland, China, die USA, Großbritannien und Frankreich zählen. Das wäre seiner Auffassung nach allerdings zu „unambitioniert“, so der Politikwissenschaftler.
Wenn eines der Länder wie Russland, welches eine besondere Verantwortung für dieses System der Friedenssicherung habe, sich „explizit gegen die Prinzipien dieses Clubs“ wende, sei das eine bisher noch nicht vorhandene „existenzielle Bedrohung“ in der Geschichte der UN. Es gehe um „Basisverkehrsregeln der internationalen Beziehungen“, betonte Fröhlich. „Wenn wir diese Basisstandards des gegenseitigen Umgangs miteinander umgraben, dann sind wir in einer ganz instabilen Welt.“ Deswegen seien die Vereinten Nationen nötiger denn je.