Kenia: Polizei erschießt Mann bei Protest gegen Polizeigewalt

Nairobi - Bei Protesten gegen Polizeigewalt in der kenianischen Hauptstadt Nairobi ist ein Mann von einem Sicherheitsbeamten getötet worden. Der Polizist habe den am Straßenrand stehenden Mann am Dienstag aus nächster Nähe erschossen, berichtete die Zeitung „Daily Nation“. Das Opfer soll in der Innenstadt Masken verkauft haben, mit denen sich Demonstrierende gegen die Tränengaseinsätze der Polizei schützen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Proteste forderten die Aufarbeitung des Todes von Albert Ojwang und die Bestrafung der Täter. Der 31-jährige Aktivist, Blogger und Lehrer war Anfang Juni in Polizeigewahrsam zu Tode geprügelt worden. Inzwischen laufen Verfahren gegen mehrere Polizisten, die wegen Mordes angeklagt werden sollen.

Ojwang war verhaftet worden, weil er angeblich in einem Post auf der Internetplattform X den stellvertretenden Polizeichef Eliud Lagat kritisiert haben soll, der daraufhin Beschwerde wegen Diffamierung einlegte. Lagat ist mittlerweile vorübergehend von seinem Amt zurückgetreten, die Protestierenden fordern härtere Konsequenzen.

Präsident William Ruto, der die Polizei bisher immer verteidigt hat, nannte Ojwangs Fall „inakzeptabel“. „Fehlverhalten und unprofessionelles Vorgehen“ bei der Polizei müssten ausgemerzt werden, sagte er.

Bei den Protesten am Dienstag schoss die Polizei mit Tränengas und scharfer Munition, auch bewaffnete Randalierer waren im Einsatz, die Medienberichten zufolge vom Bürgermeister Johnson Sakaja angeheuert wurden.

In der kommenden Woche jähren sich die großen Protestmärsche auf das Parlament vom 25. Juni 2024. Damals gelang es den Demonstrierenden, die gegen höhere Steuern und Korruption auf die Straße gingen, ins Parlament einzudringen. Mehrere Menschen wurden allerdings von den Sicherheitskräften erschossen.

Insgesamt 60 Menschen wurden 2024 nach Angaben der Kenianischen Menschenrechtskommission bei Protesten von der Polizei getötet. Kenia ist hochverschuldet, die Regierung steht unter Druck die Steuereinnahmen zu erhöhen.

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