Mehr Schokolade, weniger Öl

bis zur Unabhängigkeit wurde in Angola Kakao angebaut, danach geriet das in Vergessenheit: Der Staat an der afrikanischen Atlantikküste hat sich seitdem auf den Export von Erdöl und Erdgas konzentriert. Ein angolanischer Lebensmittelhersteller hat sich der Tradition besonnen und in der Exklave Cabinda den Kakaoanbau wiederbelebt. Mehr noch: Eine Fabrik verarbeitet die Bohnen vor Ort zu hochwertiger Schokolade. Die Produktion ist noch klein und wenig geht in den Export, aber die Richtung stimmt. Jonas Gerding hat sich das für uns angesehen und berichtet, wie sich die Renaissance des Kakaoanbaus in Angolas Bemühen einfügt, die Wirtschaft unabhängiger von Öl und Gas zu machen.

"welt-sichten" ist voll solcher Geschichten und Informationen zu Fragen internationaler Zusammenarbeit und Entwicklung. Da kann man schon mal den Überblick verlieren, aber zum Glück gibt es unsere Online-Themenseiten: Dort finden Sie, fortlaufend aktualisiert, ausgewählte und wichtige Beiträge zu Themen wie Entwicklungspolitik, Bildung und Gesundheit, Ernährung und Landwirtschaft, die Rolle der Religionen oder Krieg und Frieden. Schauen Sie mal rein.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und angenehme Osterfeiertage.

Das bewegt die Redaktion

Mit Ach und Krach hat der UN-Sicherheitsrat diese Woche eine Resolution zum Krieg in Gaza verabschiedet, in der eine  Waffenruhe gefordert wird. Seit Jahren bringt die Weltorganisation ja nicht mehr viel zustande, weil sich die zerstrittenen Großmächte USA, China und Russland gegenseitig blockieren. Der Multilateralismus ist in der Krise, vor allem in Fragen zu Krieg und Frieden. Papst Franziskus hat deshalb unlängst seine Hoffnung auf einen Multilateralismus "von unten" geäußert – nach dem Motto: Wenn die politischen Entscheidungsträger auf der Weltbühne kaum noch vernünftig miteinander reden können, dann wird die internationale Zusammenarbeit und der Austausch auf zivilgesellschaftlicher Ebene umso wichtiger. Allerdings wird auch das in Zeiten zunehmender Polarisierung nicht leichter: Vor zwei Wochen wollte in Frankfurt am Main die von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Aktivistinnen aus aller Welt getragene Global Assembly tagen und sich über Strategien gegen die Ausbreitung von Autoritarismus austauschen. Kurz vor Beginn wurde das Treffen abgesagt, weil sich die Veranstalter über den Umgang mit dem Gaza-Krieg verkracht hatten. Das ist sehr schade – und bedenklich.

Neu auf "welt-sichten"

Auf Kosten von echter Hilfe? Die in der OECD versammelten Geberländer haben sich auf Regeln verständigt, wie sie die Förderung von Privatinvestitionen als öffentliche Entwicklungshilfe verbuchen dürfen. Das ist keine gute Nachricht, findet María José Romero von Eurodad.

Der lange Arm des Autokraten: Unlängst sollte in Berlin ein Buch über die drohende Zerstörung armenischen Kulturguts in Berg-Karabach öffentlich vorgestellt werden. Nach erheblichem Druck unter anderem vom aserbaidschanischen Botschafter wurde die Veranstaltung nur online durchgeführt. Katja Dorothea Buck hat die Hintergründe.

Auf den Spuren von Willy Brandt: Die SPD will mit einem neuen Fünf-Punkte-Konzept an die engagierte Nord-Süd-Politik ihres früheren Vorsitzenden und Bundeskanzlers anknüpfen. Kann das gelingen? Marina Zapf hat sich das Papier angesehen und Stimmen dazu eingeholt.

Reformbremsen in Kolumbien: Das lateinamerikanische Land hat seit 2022 erstmals einen linksgerichteten Präsidenten. Gustavo Petro ist mit ehrgeizigen Plänen angetreten und hat in der Sozialpolitik auch Fortschritte erreicht, doch nun ist seine Reformkoalition zerbrochen, berichten Laura Camila Barrios Sabogal und Jonas Wolff.

Noch immer interessant

Die Europäische Union hat eine neue "strategische Partnerschaft" mit Ägypten geschlossen und dem Land gut sieben Milliarden Euro zugesagt. Das soll unter anderem der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit der EU und dem Ausbau erneuerbarer Energien dienen, doch die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat unverblümt klar gestellt, worum es geht: Solche Deals seien das beste Mittel gegen Migration, sagte sie bei der Unterzeichnung vor ein paar Tagen in Kairo. Um Zuwanderer und Flüchtlinge von Europas Grenzen fernzuhalten, lässt Brüssel mittlerweile alle Hemmnisse fahren und paktiert auch mit üblen Autokraten wie dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi. Wie es unter seiner Herrschaft in ägyptischen Gefängnissen zugeht und wie inhaftierte liberale Oppositionelle gefoltert werden, hat bereits 2018 Sherif Mohyeldeen in "welt-sichten" berichtet. Immer noch lesenswert, wenn auch bedrückend.

Medienschau: Was andere berichten

It's about interests, stupid! In der Debatte um Sinn und Unsinn von Entwicklungspolitik sollte es stärker darum gehen, was Deutschland erreichen will und ob die Mittel dazu taugen, argumentiert Jakob Hensing in "IPG".

Afrikas Älteste gegen Kinderheiraten: Obwohl es meistens illegal ist, verheiraten in vielen Staaten in Afrika Eltern ihre minderjährigen Töchter an ältere Männer. Doch der Widerstand dagegen wächst – und besonders hilfreich ist es, wenn traditionelle Chiefs die Initiative ergreifen. Starke Reportage von "Unbias the News".

Ein Podcast zur Geschichte des Nahost-Konflikts: Alle reden vom Krieg in Gaza, den ein Terroranschlag der Hamas ausgelöst hat. Dazu sollte man die komplexe Geschichte des Nahost-Konflikts kennen. Eine Einführung zum Anhören liefert nun ein Podcast der Bundeszentrale für politische Bildung. Er diskutiert auch den Umgang mit dem Thema in der politischen Bildung.

Denkfabrik: Was Fachleute sagen

Medienfreiheit in Ostafrika: Indizes zur Freiheit der Medien vereinfachen oft die Lage in Entwicklungsländern. Forscherinnen haben in Ruanda, Uganda und Kenia Journalisten gefragt und ein komplexes Bild erhalten. Bernd Ludermann fasst die Ergebnisse zusammen.

Kommt demnächst Ersatzschokolade? Kakao wird knapp und teuer, Hilfe für Bauern in Ghana und Programme der Schoko-Konzerne ändern das nicht. Und der Anbau kostet Wälder, künstliche Kakao-Aromen und -Fette sind Teil der Lösung, erklärt "The Conversation UK".

Beyond Mercosur, beyond aid: Zur Zeit knirscht es in den Beziehungen zwischen Europa und Lateinamerika. Wie kann das Verhältnis erneuert werden, welche Aufgaben müssen beide Seiten im gemeinsamen Interesse und für eine "grüne Zukunft" anpacken? Die European Think Tanks Group ETTG hat sich darüber Gedanken gemacht.

Schreibt den Sahel nicht einfach ab: Die Putsche in Mali, Burkina Faso und Niger haben der EU-Sahelpolitik die Grundlage entzogen. Europa ist uneins, was es nun tun soll, und folgt nur kurzfristigen Interessen, kommentiert das ECDPM und fordert: Europa sollte im Sahel geduldig engagiert bleiben und eine gemeinsame Strategie finden.

Infografik

In Benin ist es Baumwolle, in Kiribati Fisch und in Nepal Sojaöl: Womit erzielen sehr arme Länder die höchsten Exporteinnahmen? Unsere aktuelle Infografik gibt Aufschluss.

Ausblick: Was demnächst ansteht

Glaubwürdig, nachhaltig & fair: Darum geht es auf der Internationalen Messe für Fair Trade und global verantwortungsvolles Handeln vom 4. bis 7. April in Stuttgart. Schauen Sie doch mal vorbei – "welt-sichten" ist auch mit einem Stand vertreten.

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