Die Häfen in Chinas Neuer Seidenstraße

China wirbt den Mitarbeiter eines AfD-Abgeordneten im Europaparlament als Einflüsterer an, forscht die Technik deutscher Unternehmen aus und verkauft uns preisgünstige Mobilfunktechnik und E-Autos, die als Spionageinstrumente taugen: Wie Peking auf unsere Gesellschaft Einfluss nimmt oder nehmen könnte, wird gerade wieder heißt diskutiert. Dabei sind viele, aber nicht alle Besorgnisse begründet. Ein Beispiel ist die „Neue Seidenstraße“, die Peking 2013 gestartet hat; unter anderem hat es riesige Summen in Seehäfen anderer Länder investiert. Das nutzt dem eigenen Außenhandel und dient auch der Sicherung von Rohstoffen, erklärt Nadia Clark in ihrem Beitrag zu unserem Heft über Transport und Verkehr. Wie viel Einfluss Peking damit auf einzelne Häfen oder die Infrastruktur des Welthandels gewinnt, ist aber weniger klar.

Interessante Lektüre wünscht

Bernd Ludermann

Das bewegt die Redaktion

Wie kann man in Zeiten eskalierender Kriege von Frieden reden und Wege zu Frieden suchen? Diese aktuelle Frage war das Thema des jüngsten International Cooperation Forum in Basel, das das Schweizer Außenministerium (EDA), auch zuständig für Entwicklungszusammenarbeit, jährlich veranstaltet. Dort waren ganz unterschiedliche Blickweisen zu besichtigen – kluge und eher abwegige. So erklärte in einem Hauptvortrag ein Arzt, über die Empathie- und Friedensfähigkeit bestimme die Größe des Hippocampus im Gehirn, die wiederum mit der Ernährung eng zusammenhänge. Inszenierte Gespräche auf der großen Bühne über jeweils ganz persönliche Bilder vom Frieden – zum Beispiel Ruhe in der Natur – wirkten eher wie ein Ausweichen vor den Problemen. Die nannte dann das Abschlusspanel in aller Härte: Heute ist die geopolitische Ordnung umstritten, das führt zu mehr Kriegen; es muss zunächst darum gehen, in betroffenen Gebieten heiße Kämpfe zu beenden – eine Aufgabe von Diplomatie und Staatskunst. Das macht aber entwicklungspolitische Ansätze nicht wertlos. Auf den Gängen präsentierten sich Engagierte, die örtliche Friedensprozesse fördern, zum Beispiel in Westafrika das Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche (HEKS), und dabei wissen, dass die Erfolge jederzeit von außen gewaltsam zunichte gemacht werden können. Einsicht in die eigenen Grenzen prägte auch ein Forum über Rohstoffe und wie man den Abbau friedens- statt kriegsfördernd gestalten kann. Nüchtern die Misere sehen und zugleich tun, was man kann – das überzeugt. Was gerade jetzt aber nicht hilft, sagte die Präsidentin des Schweizer Ständerates Eva Herzog zum Schluss in aller Klarheit: die Entwicklungshilfe kürzen.

Neu auf welt-sichten

Vertrag mit einem Räuber? Die EU hat im Februar ein Abkommen mit Ruanda über die Rückverfolgbarkeit von Mineralien geschlossen. Vertreter von Kirchen in Afrika kritisieren das scharf: Europa nehme hin, dass Ruanda im Kongo Krieg fördere und Rohstoffe raube, schreibt Katja Buck.

Kriegsverbrechen vor Gericht: Lange hat die Schweiz bei der internationalen Strafverfolgung hinterhergehinkt, doch nun geht es voran. Angeklagt sind der Gambier Oumar Sonko und der Onkel des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad – der in Abwesenheit, man ließ ihn 2021 entkommen, berichtet Meret Michel.

Es gibt in Burundi keine Pressefreiheit, sagt Bob Rugurika. Der Journalist leitet das burundische Radio Publique Africaine seit 2015 aus dem Exil. Warum er fliehen musste und wie das Radio in Burundi viele Hörer, anonyme Mitarbeitende und Informanten findet, erzählt er mir im Interview.

Noch immer interessant

Plastikschwemme: Gerade wird wieder in Ottawa über ein globales Abkommen gegen Plastikmüll und seinen Export in den Süden verhandelt. Nötig sind harte Obergrenzen für die Plastikproduktion und klare Schritte gegen giftige Zusatzstoffe, schreibt Conversation UK – doch die Plastikindustrie ist stark vertreten und will nur mehr Recycling, eine ganz untaugliche Lösung. Worum es geht und warum bisherige globale Regeln versagen, hat Beth Gardiner vergangenes Jahr am Beispiel von Indonesiens Kampf gegen Plastikmüll-Importe aus dem Norden schön gezeigt – noch immer lesenswert!

Medienschau: Was andere berichten

Einfache Technik, große Hilfe: Mit dem Anstieg des Meeresspiegels wird in Bangladesch das Grundwasser salzig. Frauen sammeln und speichern nun Regenwasser; wie dies das Leben an der Küste verbessert, beschreibt The New Humanitarian mit eindrucksvollen Fotos.

Veränderungen sind möglich, und gemeinsam klappt’s besser als allein: Das ist die Essenz aus Duncan Greens Rückblick auf seine Zeit als Seniorberater bei Oxfam. Er reflektiert aber auch über Hybris und Selbstzweifel.

Südafrikas Weg nach dem Ende der Apartheid: Eine Serie von Podcasts dazu hat „The Conversation UK“ gestartet. Der südafrikanische Journalist Thabo Leshilo spricht mit Fachleuten und Zeitzeugen über den Aufstieg des ANC zur ersten demokratischen Regierung und über dessen Weg als Regierungspartei. In der ersten Folge geht es um den Übergang zur Demokratie und die damit verbundenen Kompromisse. Die zweite Folge schaut auf die Wirtschaftspolitik unter dem zweiten ANC-Präsidenten Thabo Mbeki; dann spricht Leshile mit Mashupye Maserumule von der Nationalen Planungskommission über den Aufstieg von Jacob Zuma zum Präsidenten; Zuma, sagt Maserumule, hat den ANC „zerstört“ und großer Korruption den Weg gebahnt. Auch die dritte Folge erscheint noch vor den Wahlen in Südafrika.

Denkfabrik: Was Fachleute sagen

Reformideen für die globale Finanzordnung: Entwicklungsländer brauchen Schuldenerleichterungen und neues Geld. Reformen etwa der Weltbank, die bereits in Arbeit sind, reichen nicht, sagt eine neue Studie. Sie stammt von Fachleuten aus Nord und Süd, die die Brookings Institution in den USA zusammengerufen hat, und macht Sichtweisen aus dem Süden auf die finanztechnischen Fragen deutlich. Ich fasse sie zusammen.

Verpasste Friedensschance? Foreign Affairs analysiert die Verhandlungen der Ukraine mit Russland im Frühjahr 2022: Warum machten dort Putin und Selenski große Zugeständnisse, woran ist die Einigung auf ein Ende des Krieges dann gescheitert? Gleichermaßen lehrreich für Pazifisten wie für die, die Russland besiegt sehen wollen („mit Putin kann man nicht verhandeln“)!

Blindflug: Treibhausgasemissionen werden offiziell um bis ein Drittel unterschätzt, so YaleE360. Manches wie Flüge und Militär ist ganz außen vor, andere Emissionen kann man nur schätzen, aber Industrie- wie Entwicklungsländer rechnen Emissionen auch bewusst klein.

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