die Europäische Union geht immer strikter gegen Flüchtlinge vor und versucht, sie mit der jüngst beschlossenen Asylreform und neuen Flüchtlingspakten mit Tunesien oder Ägypten außerhalb der europäischen Grenzen zu halten. Aber die meisten Flüchtlinge werden in ihren jeweiligen Nachbarländern aufgenommen. Dort sind sie auch nicht immer willkommen; Pakistan zum Beispiel schiebt seit November 1,5 Millionen Afghanen ab. Auch Bangladesch wäre gerne die muslimischen Rohingya wieder los, die vor mehr als sechs Jahren vor der Gewalt in ihrer Heimat Myanmar geflohen sind. Seitdem leben fast eine Million von ihnen im größten Flüchtlingscamp der Welt nahe der Stadt Cox's Basar im Süden von Bangladesch. Unsere Korrespondentin Susann Kreutzmann hat das überfüllte Camp besucht und schildert den schwierigen Alltag der Rohingya: Die Menschen sind komplett abhängig von Hilfslieferungen, sie dürfen nur in medizinischen Notfällen das Lager verlassen und kriminelle Banden terrorisieren die Bewohner des Camps. Zu den wenigen Hoffnungsschimmern gehört, dass Grundschulkinder inzwischen in ihrer Landessprache unterrichtet werden.
Ich wünsche Ihnen trotz allem eine anregende Lektüre.
Melanie Kräuter
Kein neues Paradigma: Ein geleaktes EU-Papier zur Entwicklungspolitik sorgt vor allem bei Hilfsorganisationen für Aufregung. Doch die ist nur teilweise berechtigt, kommentiert Tillmann Elliesen.
Kaum Hilfe nach den Fluten: In Kenia sind so viele Landesteile überschwemmt wie schon lange nicht mehr. Ganze Viertel der Hauptstadt Nairobi stehen unter Wasser, Dörfer wurden weggespült. Freiwillige Helfer gleichen aus, wo die Regierung versagt, berichtet Birte Mensing.
Kein Feuer und weniger Chemie auf die Felder: Arnoldo Arévalo ist fünfzig Jahre alt und arbeitet seit 43 Jahren auf dem Feld. Seit kurzem setzt er neue, umweltschonendere Methoden ein. Mit Erfolg. Unsere neue Folge der Serie "Was tut sich...in?" hat Cécibel Romero aus El Salvador aufgeschrieben.
Seit einiger Zeit ist der alte Streit zwischen Venezuela und Guayana um die Provinz Essequibo wieder am Köcheln: Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro präsentierte Anfang April ein Gesetz zur Schaffung einer neuen venezolanischen Provinz im Nachbarland Guyana. Hintergrund des Konflikts sind die Ölvorkommen in der Region, die Venezuela fördern will. "Der Ölfluch bedroht das Paradies" ist die Reportage von Sandra Weiss aus Guayana betitelt, die genau vor drei Jahren bei uns erschienen ist. Darin geht es darum, dass Guyana eigentlich Vorreiter beim Umweltschutz sein wollte, die Ölfunde stattdessen aber Gier, Korruption und politische Instabilität entfacht haben. Noch immer lesenswert und aktuell.
Überwachungsdiktatur und technologische Avantgarde: Die Sinologin und Politikwissenschaftlerin Kristin Shi-Kupfer betont in ihrem Buch "Digital China", dass die digitale Entwicklung in China nicht nur vom Staat, sondern auch von nichtstaatlichen Akteuren (mit-)gestaltet wird. Das Fazit unserer Rezensentin: Das vorherrschende Schwarz-Weiß-Bild über China gewinnt durch das Buch neue Schattierungen, aber klar oder scharf wird es nicht.