Dies ist ein Test: "Diplomatie im Tarnanzug", so nennt unser Autor Florent Geel das, was Ruandas Armee seit einigen Jahren macht: Die Soldaten des ostafrikanischen Landes sind von Benin bis zur Zentralafrikanischen Republik im Einsatz und helfen dort den landeseigenen Streitkräften, Rebellen zurückzudrängen und Terrorismus zu bekämpfen. Im Juli 2021 gelang es den ruandischen Streitkräften den dschihadistischen Aufstand in der mosambikanischen Provinz Cabo Delgado zu bekämpfen, das war vorher der mosambikanischen Armee und den Söldnern der russischen Wagner-Gruppe nicht gelungen. Vom Einsatz der Armee profitieren auch ruandische Unternehmen, die in den anderen Ländern Fuß fassen können.
Und weil sich die ruandischen Soldaten bisher keine Fehler geleistet haben, werden die Truppen auch von den Vereinten Nationen geschätzt und bei Friedensmissionen mit Führungsposten belohnt, beschreibt Geel in seinem Artikel. Ruandas Ansatz, der Sicherheit, Politik und Wirtschaft verbindet, sei eins der wenigen „Komplettangebote“, die ein afrikanisches Land für Afrika macht. Dieses Angebot könnten die Länder des Westens als Alternative zum Einfluss Russlands oder Chinas unterstützen, meint er.
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Dies ist ein Test: Der Internationale Strafgerichtshof ist "nur für Afrika und Verbrecher wie Putin gedacht", nicht für den Westen und seine Verbündeten. Das habe ihm ein führender Politiker gesagt, nachdem er, Karim Khan, Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, angekündigt hatte, er wolle Haftbefehle gegen drei Mitglieder der Terrororganisation Hamas sowie Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Yoav Gallant beantragen. Friedrich Merz, kein Welt-, sondern ein CDU-Politiker, sagt quasi das gleiche: Der ICC sei eingerichtet worden, um "Despoten und autoritäre Staatsführer zur Rechenschaft zu ziehen, nicht aber um demokratisch gewählte Regierungsmitglieder festzunehmen". Zugegeben, man kann es als unglücklich bezeichnen und als politischen Affront empfinden, dass bei dieser Ankündigung die Hamas-Terroristen mit der israelischen Regierung letztlich auf eine Stufe gestellt werden. Denn selbstverständlich hat Israel das Recht, sich gegen einen kriegerischen Angriff zu verteidigen und seine Bevölkerung zu schützen. Dennoch gilt das Völkerrecht für alle Staaten, und dementsprechend muss der Internationale Strafgerichtshof in allen Ländern untersuchen können, ob dort Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen werden. Das ist schließlich sein Auftrag. Es wäre zwar schön, wenn demokratisch gewählte Regierungen per se keine Verbrechen begehen und Demokratien nie das Völkerrecht brechen. Doch das ist leider ein Wunschtraum und nicht die Realität.
TEST: Die Frau, die Frauen eine Stimme gibt: Noeun Sreynoch ist Moderatorin und Programmmacherin beim Sender „Women‘s Radio“ in Phnom Penh. In ihren Sendungen geht es vor allem um die Anliegen von Frauen und um Menschenrechte – auch wenn das im zunehmend autoritär regierten Kambodscha immer schwieriger wird, berichtet Katja Hanke.
Warum beansprucht Venezuela einen Teil von Guyana? Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat ein Gesetz erlassen, mit dem die Region Essequibo im Nachbarland Guyana zu einem venezolanischen Bundesstaat erklärt wird. Dahinter steckt vor allem politisches Kalkül, erklärt Jesus Renzullo vom GIGA-Institut in Hamburg.
Den Krieg gegen die Frauen stoppen: Vor anderthalb Jahren hat die Weltöffentlichkeit auf die Frauenproteste im Iran geblickt, dann sind sie schnell in Vergessenheit geraten. Nun schaut der Westen wegen des Krieges im Gaza-Streifen auf den Iran - und jetzt zudem noch wegen des toten Präsidenten Raisi. Doch auch unter einem neuen Staatsführer wird der Iran nicht offener und liberaler werden, meine ich.
Was tut sich in ... Chile? Nicht nur in Deutschland wird über die Rente gestritten, auch in Lateinamerika. Die Rentenreform, die Chiles Präsident Gabriel Boric vorgelegt hat, sorgt für erregte Diskussionen in dem südamerikanischen Land, berichtet unsere Korrespondentin Margarita Pastene.
TEST: Der bessere Putsch? In Gabun hat die Militärjunta Reformen und einen Dialog mit dem Ziel der Demokratisierung eingeleitet . Der ist zu Ende; jetzt muss sie die Öleinnahmen besser nutzen und die Wirtschaft anregen, damit ein Übergang gelingt, heißt es in "The Conversation".
Reformbedarf bei der Nothilfe: Die humanitäre Hilfe über die UN finanzieren vor allem einige OECD-Staaten. Golfstaaten geben zunehmend Geld, neuerdings auch für nicht islamische Länder, erklärt "The New Humanitarian". China hilft kaum über das UN-System, wohl aber bilateral.
Dem Schaden im Mekong-Delta entgegenwirken: Wie die Devise „Reisanbau geht vor“ Vietnam vor dem Hunger gerettet, dann aber durch Monokulturen die Umwelt- und Ernährungssituation verschärft hat, berichtet "Yale E360" und stellt Projekte vielfältiger Landwirtschaft vor, die dem entgegenwirken.
TEST: Hintergrund zum Handelskrieg: US-Präsident Joe Biden hat hohe Zölle auf einige Importe aus China verhängt. Wie hat sich ihr Handel entwickelt, mit welchen Folgen in den USA, welche Risiken und Gegenschritte werden diskutiert? Sehr hilfreicher Hintergrund vom "Council on Foreign Affairs".
Agrarland als Finanzanlage: Nahrungskonzerne und Großinvestoren - vermehrt auch aus dem globalen Süden - nehmen große Agrarflächen in ärmeren Ländern in Beschlag. Die Finanzindustrie und vor allem der Klimaschutz mit CO2-Senken heizen den Landhunger an, so die Denkfabrik IPES Food. Bernd Ludermann hat die Studie gelesen.
Drama im Live-Format: Die Dokumentation "Einhundertvier" des Leipziger Jungregisseurs Jonathan Schörnig begleitet das Team des deutschen Rettungsschiffs „Eleonore“ dabei, wie es vor der libyschen Küste 104 afrikanische Migranten von einem lecken Schlauchboot birgt. Sechs Kameras halten die Aktion in bis zu sechs Einstellungen fest, so dass man sie aus mehreren Perspektiven quasi live verfolgt. Die Dokumentation bietet einen anschaulichen Einblick in ein dramatisches Geschehen, meint unser Rezensent Reinhard Kleber. Falls Sie sich selbst ihre Meinung machen wollen: Der Film läuft heute in den Kinos an.