Wenn nur die Reichen Zugang zum Strand haben

man merkt es: Die Urlaubszeit beginnt langsam. Sie wissen noch nicht wohin? Sandra Weiss berichtet für uns aus der Karibik, wo Sie zu zweit für 200 bis 500 US-Dollar in einem Luxusresort übernachten können. Im Preis inbegriffen ist dann auch der exklusive Zugang zum Strand, denn Hotels und Superreiche haben die Strände privatisiert – zum Teil dank Gesetzen aus der Kolonialzeit, schreibt unsere Korrespondentin in unserer aktuellen Ausgabe zum Thema Ungleichheit. Doch was für Touristen eine Woche Luxus ist, bedeutet für die Einheimischen dauerhaft höhere Mieten und Lebensmittelpreise. Deswegen regt sich auf vielen Karibik-Inseln Widerstand gegen die Investoren und Privatisierungen - unter anderem von Bob Marleys Kindern. 

Ich wünsche Ihnen einen schönen Urlaub - wo und wann auch immer - und eine interessante Lektüre.

Melanie Kräuter 

Neu auf welt-sichten

Faire Steuersysteme in Afrika: In Kenia haben Anfang der Woche junge Leute gegen die geplanten Steuererhöhungen protestiert, Präsident William Ruto hat daraufhin das Gesetzesvorhaben zurückgezogen. Statt die Steuern auf Lebensmitteln zu erhöhen, sollte man große Konzerne höher besteuern und der Steuervermeidung einen Riegel vorschieben. Das sagt Everlyn Kavenge Muendo vom Tax Justice Network Africa im Interview

Indonesien: Beten und Rohstoffe abbauen? Ein neues Gesetz stellt Religionsgemeinschaften in Indonesien Konzessionen für den Bergbau in Aussicht. Die größte Muslimorganisation des Landes ist begeistert, andere sind zurückhaltender. Die Kirchen in Indonesien lehnen das Angebot rundweg ab, berichtet Katja Dorothea Buck.

Scheidender Misereor-Chef kritisiert populistische Debatte: Pirmin Spiegel, der langjährige Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor (eines unserer Herausgeberwerke), hat heute den Stab an seinen Nachfolger Andreas Frick übergeben. In einem Gespräch sieht Spiegel die Entwicklungszusammenarbeit zunehmend durch nationalistische und populistische Narrative bedroht. Hier geht's zu seiner letzten Herausgeberkolumne für "welt-sichten". 

Deutlich weniger Geld für Entwicklungszusammenarbeit: Die Schweizer Regierung hat die neue Strategie für die Internationale Zusammenarbeit verabschiedet. Die Ukraine-Hilfe soll aus dem Entwicklungsbudget finanziert werden. Und es drohen weitere Kürzungen, schreibt Samanta Siegfried.  

Angst vor Hexerei beim Fußball: Während bei der momentan laufenden EM hoffentlich alles ohne Zauberei vonstatten geht, wurde im Südwesten Tansanias ein Fußballspiel unter Schülern abgesagt, weil die Eltern befürchteten, dass besonders gute Spieler von ihren Konkurrenten verhext würden. Dank vermittelnder Gespräche fand das Spiel vier Wochen später dann doch statt. Unser "Was tut sich in ... Tansania". 

Noch immer interessant

Ab Sonntag treffen sich Vertreter der Vereinten Nationen mit den Taliban zu einer Afghanistan-Konferenz in Doha. Es geht darum, Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten und die humanitäre Lage am Hindukusch zu verbessern. Allerdings haben die Taliban den UN verboten, afghanische Vertreter der Zivilgesellschaft und Frauen zu der Konferenz einzuladen. Das Thema Frauenrechte, die die Taliban seit mehr als 1000 Tagen mit Füßen treten, steht nicht auf der Agenda des Treffens. Menschenrechtler sind empört, westliche Regierungsvertreter drohen mit einem Boykott der Konferenz - und die UN akzeptieren die Auflagen. Sie verweisen darauf, dass es vor und nach der Konferenz Treffen mit Vertretern der Zivilgesellschaft geben werde. Solche Treffen hält Hugo Slim, Fachmann für humanitäre Hilfe, für falsch. In seinem Kommentar "Den Frauenhass nicht dulden" forderte er im Januar 2023, jegliche Zusammenarbeit und Entwicklungshilfe zu stoppen, so lange die Taliban Frauen derart unmenschlich behandeln. Er sehe zwar das Dilemma, in dem Hilfsorganisationen stecken, dennoch sagt er: "Westliche Hilfsorganisationen sind die letzten, die die Taliban dazu bringen werden, ihre Kernpolitik zu ändern." Nur die Afghanen und Afghaninnen selbst könnten Geschlechtergerechtigkeit in ihrer Gesellschaft entwickeln. Slims Kommentar ist provokant und noch immer lesenswert. 

Buchtipp

Heute schon genetflixt? Der Digitalexperte Jörg Schieb berichtet in seinem Buch "Energiefresser Internet" über den gigantischen Ressourcenverbrauch, der mit dem Internet und der dazugehörigen Infrastruktur weltweit einhergeht – und über die Folgen für das Klima. Er kommt zu dem Schluss, dass eine Stunde Videos streamen mehr Treibhausgase erzeugt als 20 Kilometer mit dem Auto zu fahren. Das Fazit unserer Rezensentin: Ein durch und durch lesenswertes und nützliches Buch.

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