Hätte der Krieg im Sudan verhindert werden können?

Liebe Leserinnen, liebe Leser, 

erinnern Sie sich noch? Vor fünf Jahren wurde im Sudan der langjährige Diktator Omar al-Baschir gestürzt und ein Übergang zu Demokratie und Stabilität schien möglich. Heute herrscht wieder Krieg im Sudan, schon seit mehr als einem Jahr bekämpfen sich die Armee und die RSF-Miliz. Auf Kosten der Bevölkerung: 26 Millionen Menschen leiden laut WFP Hunger, Millionen sind auf der Flucht vor Gräueltaten und Blutbädern. Wie konnte es so weit kommen? Wurde etwas versäumt? Diese Fragen stellt sich die Demokratie-Aktivistin Hala al-Karib. Wäre der Übergang im Sudan von außen ernsthaft und umfassend unterstützt worden, hätte der Krieg vielleicht verhindert werden können, schreibt sie in ihrem Kommentar. Leider aber hat sich die Staatengemeinschaft nach dem Sturz von Omar al-Bashir nur oberflächlich engagiert. Doch auch den zivilen Kräften im Sudan wirft al-Karib Fehler vor, und sie kritisiert die Einwirkung der Vereinigten Arabischen Emirate. 

Hala al-Karib zeigt ungewöhnliche Perspektiven auf. Es ist uns wichtig, solche Stimmen aus dem Süden und von Betroffenen in den Mittelpunkt zu rücken.  

Ich wünsche Ihnen - trotz allem - Zuversicht und eine anregende Lektüre. 

Das bewegt die Redaktion

Ab nächste Woche produzieren wir unser nächstes Heft, diesmal mit dem Schwerpunkt Landwirtschaft. Sie können sich schon auf viele interessante Artikel freuen. Es geht zum Beispiel um die Umsetzung der Agrarökologie und die Slow Food Bewegung in Uganda; es geht um den Schutz von Bienen und darum, ob neue Technologien wie die Gen-Schere Kleinbauern in Afrika helfen können. Außerdem fragen wir, was eigentlich aus den Bauernprotesten in Indien von vor drei Jahren geworden ist.  

Und wir besprechen nächste Woche auch die Schwerpunktthemen für die Hefte im nächsten Jahr. Welche Themen liegen Ihnen am Herzen, welche sollten wir einmal angehen? Schicken Sie uns gerne Ihre Vorschläge, indem Sie auf diesen Newsletter antworten oder eine E-Mail an die Adresse newsletter@welt-sichten.org senden. 

Neu auf welt-sichten

Warum es mehr Zoff zwischen der EU und Afrika geben wird: Wie wird sich das Verhältnis zwischen Europa und Afrika bis 2030 verändern? Fachleute von beiden Kontinenten sagen: Entscheidend wird sein, wie weit Europa politisch nach rechts rückt, berichtet Tillmann Elliesen. 

Weg mit Gesetzen aus der Kolonialzeit! Während Uganda eines der härtesten Gesetze gegen Homosexuelle weltweit verabschiedet hat und andere afrikanische Länder nachziehen wollen, geht Namibia einen anderen Weg und entkriminalisiert Homosexualität. Andere Staaten sollten dem Beispiel folgen, finde ich.

„Austausch ist für alle gut“: Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) geht neue Wege. Anfang Juli fliegen zwölf indonesische Pfarrerinnen und Pfarrer nach Afrika, um in den VEM-Mitgliedskirchen dort das Evangelium zu verkündigen. Was sie antreibt, erklärt VEM-Generalsekretär Andar Parlindungan im Gespräch mit Katja Dorothea Buck.

Neue Themenseite zu Armut und Reichtum: Langsam aber sicher wächst die Zahl unserer Themenseiten. Die neueste beschäftigt sich mit "Armut und Reichtum". Hier erklärt Bernd Ludermann, wie Armut überhaupt gemessen wird. Außerdem lesen Sie, warum in Perus Hauptstadt Lima eine Mauer die arme von der reichen Bevölkerung trennt und wie sich in Afrika Freikirchen gegen Armut einsetzen. Klicken Sie mal rein! 

Noch immer interessant

Am 1. Juli ist das neue Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (WPA) zwischen der EU und Kenia in Kraft getreten. Das Abkommen wird den Warenhandel und Investitionen ankurbeln, neue wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnen und so Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum fördern, heißt es auf der Seite der Europäischen Union. Ein Experte vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik ist weniger optimistisch. Kenia bringt das Abkommen Vorteile, der Region aber könnte es schaden, hat Frederik Stender vor drei Jahren gesagt. Das Interview ist noch immer interessant. 

Medienschau: Was andere berichten

Steiniger Weg zur Demokratie: Die Mongolei ist eingeklemmt zwischen China und Russland. "Foreign Policy" schildert, wie der Weg vom Kommunismus zur Demokratie gelungen ist, wie ein außenpolitischer Balanceakt den Erfolg sichern hilft und was das mit Erdgas und Erneuerbaren zu tun hat. 

Kenianische Polizisten in Haiti: Die ersten kenianischen Polizisten sind in Haiti eingetroffen, um die Gewalt der Banden einzudämmen. Warum sich Kenia sich hier engagiert, wieso das zu Hause umstritten ist und welche Schwächen der Mission schon absehbar sind, erklärt "BBC World News".  Und angesichts seiner Erfahrungen mit der brutalen und korrupten Polizei seiner Heimat warnt der kenianische Aktivist Jim India im "The New Humanitarian" seine Brüder und Schwestern auf der Karibikinsel.  

Denkfabrik: Was Fachleute sagen

Wer verdient wie viel am liebsten Getränk der Deutschen, dem Kaffee? Bäuerinnen und Bauern nur wenig, der Handel mehr, aber das Bild ist kompliziert, so eine neue Studie aus dem "Solidaridad Network" über den über den deutschen Kaffeemarkt. Bernd Ludermann stellt sie vor. 

Die Zivilgesellschaft leidet unter dem Kampf gegen Terrorismus: Mit ihrer Agenda gegen Terrorismus legitimieren die UN Repressionen gegen die Zivilgesellschaft – etwa gegen Muslime in Europa und Menschenrechtler in Afrika. Die UN schützen sie nicht, was Straflosigkeit noch fördert, berichten Fachleute des IPI Global Observatory. 

Ausblick: Was demnächst ansteht

Africa-Festivals in verschiedenen Städten: Ab und zu lässt sich der Sommer ja doch mal blicken. Und dann ist das doch eine super Gelegenheit, ein Afrika-Festival zu besuchen. In den nächsten Wochen sind gleich mehrere in ganz Deutschland im Angebot:  

Vom 11. bis 25. Juli finden die Afrika-Tage in Nürnberg statt. Einen Überblick über das Programm gibt es hier.  In Stuttgart ist vom 12. bis 14. Juli das Afrika-Festival. Hier geht es zum Programm. Eine Woche später ist dann in Frankfurt das 1. Africa Diaspora Festival. Auch hier verspricht das Programm Vielfalt von afrikanischem Essen über Kunsthandwerk bis hin zu Tanzshows. 

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