Kleinstaat zwischen zwei Giganten

Liebe Leserinnen und Leser,

was wissen Sie über Bhutan? Anders als Nepal, das zweite kleine Land im Himalaya, steht dieses Königreich nur wenigen Touristen offen, und auch viele Entwicklungsfachleute verbinden mit Bhutan nur, dass es das „Bruttonationalglück“ erfunden hat und als Hort der Friedfertigkeit gilt. Doch gleichzeitig ist das kleine Land Schauplatz eines Konfliktes zwischen Indien und China, der an Schärfe zunimmt. Das buddhistische Bhutan muss, um seine Existenz zu sichern, einen Drahtseilakt zwischen den beiden übermächtigen Nachbarn vollführen – und das wird immer schwieriger, erläutert Robert Barnett in unserem neuen Heft.

Aufschlussreiche Lesestunden und einen schönen Sommer wünscht

 Indiens Premierminister Narendra Modi (links) und Bhutans Premier Tshering Tobgay enthüllen ein Schild von einem Krankenhaus.
picture alliance / Sipa USA
Inszenierte Harmonie: Indiens Premierminister Narendra Modi (links) weiht beim Besuch in Thimphu im März 2024 mit Bhutans Premier Tshering Tobgay ein Krankenhaus ein.
Das bewegt die Redaktion

Wir haben in der Redaktion gerade die Schwerpunktthemen für 2025 ausgesucht; eines sollen Friedenskräfte in Kriegszeiten sein. Jetzt stationieren die USA wieder Mittelstreckenraketen in Deutschland, und mit wenigen Ausnahmen finden Politiker und Meinungsmacher das gut. Ich hingegen erinnere mich an ein paar Lektionen aus der Zeit der Massenproteste gegen die „Nachrüstung“ in den 1980er Jahren. Anders als heute ging es damals um atomar bestückte Raketen. Aber an der geografischen Asymmetrie hat sich nichts geändert: Die USA können mit solchen Raketen Russland treffen, ohne gleich strategische Atomwaffen einzusetzen, umgekehrt aber nicht. Tatsächlich sind die jetzt eingeführten Raketen Teil eines US-Kriegsführungskonzepts, das aus dem Jahr 2019 stammt, wie zwei Fachleute von der Uni Hamburg schreiben. Sie geben der Nato die Fähigkeit zu Angriffen auf militärische Infrastruktur in Russland. Auch eine vernünftige russische Regierung muss fürchten, dass damit die Überlegenheit der Nato weiter wächst und vielleicht eigene Atomwaffen ausgeschaltet werden könnten, was die gegenseitige atomare Abschreckung destabilisiert. Am Ende kann das Europa leicht unsicherer statt sicherer machen.

Neu auf "welt-sichten"
Eine Frau und ein Mann auf einem Podium vor einer Menge, die ihnen zujubelt.
picture alliance / Associated Press
Sie könnten diesmal Präsident Maduro schlagen: Der Präsidentschaftskandidat Edmundo Gonzalez und die Oppositionsführerin Maria Corina Machado Anfang Juli im Wahlkampf vor begeisterten Anhängern.

Vom Wind des Wandels in Venezuela: Vor den Präsidentschaftswahlen in dem lateinamerikanischen Land wird die Opposition behindert und schikaniert. Doch der Menschenrechtsaktivist Mario D’Andrea Cañas ist überzeugt, dass sie diesmal gewinnen kann und dass Präsident Nicolás Maduro schon über Auswege für sich und seine Getreuen nachdenkt, erklärt er im Interview. 

Engstirniger Haushalt: Die Bundesregierung will 2025 die Entwicklungshilfe kürzen und, noch stärker und noch schlimmer, die humanitäre Hilfe. Beides ist absurd angesichts von mehr Kriegen und Klimakrisen und atmet den Geist des nationalen Egoismus, kommentiere ich

Kenias Staatschef zeigt sich reumütig: Präsident William Ruto hat Ende Juni nach heftigen Protesten ein Gesetz zu einigen Steuererhöhungen gestoppt. Kurz zuvor hatten ihn kenianische Kirchenführer ins Gebet genommen. Bischof David Kodia schildert im Interview mit Katja Dorothea Buck Hintergründe und wie es nun weitergeht

Ein bisschen Fairness für Kaffeebauern: Das Schweizer Wirtschaftsministerium will zusammen mit Industrieverbändern, Hilfsorganisationen und der Wissenschaft das Kaffeegeschäft umwelt- und sozialverträglich machen. Ihre neue gemeinsame Plattform nennen Kritiker eine unverbindliche Quasselbude, schreibt Meret Michel

Noch immer interessant

Macht Südafrika nun Ernst mit der Energiewende? Der neue Elektrizitätsminister will den Umstieg auf Erneuerbare beschleunigen, den sein Vorgänger gebremst hat, und der neue Umweltminister will, dass für die „gerechte Transition“ Hilfen aus dem Ausland schneller genutzt werden. Wie Südafrikas Partnerschaft mit Deutschland für diese Transition aussieht und welche Probleme das Land damit hat, hat Crispian Olver vor anderthalb Jahren im Interview erklärt.

Medienschau: Was andere berichten

Rätselhafte Ruhe in Haiti: Die Bandengewalt auf der Karibikinsel hat mit der neuen Regierung etwas abgenommen, berichtet "The New Humanitarian" – aber nicht wegen der kenianischen Polizeitruppe, die viele Haitianer skeptisch sehen. Sondern alle Seiten scheinen vorerst zu warten, was die anderen tun.

Rechte Populisten? Wir sehen das klarer, warnt uns ein Inder in "Foreign Policy": Die rechtsextremen Bewegungen sind auch in Europa und den USA Erben des Blut-und-Boden-Nationalismus, der in Südasien bereits zu vielen Massakern geführt hat. Nennt sie beim wahren Namen, statt sie zu verharmlosen und zu imitieren!

Die Natur entwickeln: Unter naturbasierten Lösungen verstehen wir vor allem Klimaschutz mit Naturschutzgebieten. In China bedeutet es dagegen Naturgestaltung für Wirtschaftsentwicklung und für die „ökologische Zivilisation“, schreibt "DialogueEarth". Dieses Konzept bietet Peking auch in Afrika und Asien an, es ist dort attraktiv und eine Chance.

Denkfabrik: Was Fachleute sagen

Maschinen-Kulturaustausch: Künstliche Intelligenz kann international neue Zugänge zu Kunst und Kultur eröffnen, aber auch Klischees festigen und die Dominanz weniger Sprachen verstärken. Wie, untersucht eine neue Studie. Barbara Erbe hat sie gelesen.

Die verflixte Südgrenze der USA: Millionen Migranten drängen aus Mexiko in die USA. Die meisten sind aus sechs Krisenländern Lateinamerikas, erklärt der Council on Foreign Relations, und abschotten geht da nicht. Die USA sollten mit den Herkunftsländern an der Verbesserung ihrer Lage arbeiten und Migration sowohl lenken als auch nutzen.

Buchtipp

Indien am Ende? Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Ashoka Mody zeigt in seinem Buch "India Is Broken", wie Indiens Premierminister Narendra Modi zunehmend autoritär regiert, ethnische und religiöse Konflikte schürt und Korruption auf allen Ebenen duldet. Doris Regina Gothe rezensiert das Buch.

Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!
„welt-sichten“ schaut auf vernachlässigte Themen und bringt Sichtweisen aus dem globalen Süden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Warum denn das?
Ja, „welt-sichten“ ist mir etwas wert! Ich unterstütze es mit
Schon 3 Euro im Monat helfen
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!