Liebe Leserinnen und Leser,
Agrarsubventionen sind der mit Abstand größte Posten im Haushalt der Europäischen Union. Doch wenn die EU-Kommission auf eine ökologisch nachhaltigere Landwirtschaft hinwirken will, zum Beispiel auf weniger Pestizide und Kunstdünger, dann stellen einflussreiche nationale Regierungen und Parteien sich quer – so wie jetzt die deutsche CDU. Ugandas autoritäre Regierung ist in dieser Hinsicht klüger: Hier hat der Staatschef eine Wendung zur Agrarökologie 2019 zur nationalen Strategie ausgerufen. Davon hatte ihn der Gründer der Slow-Food-Bewegung in Uganda überzeugt, berichtet Simone Schlindwein. Sie hat für uns Schulgärten besucht und eine Bäuerin, die andere im ökologischen Anbau schult, und findet: Das Rezept geht auf.
Sonnige Lesestunden wünscht
Kettensäge auch gegen Frauenrechte: In Argentinien schafft der ultrarechte Präsident Javier Milei die über Jahrzehnte erstrittenen Errungenschaften der Frauenbewegung ab. Drohungen gegen Aktivistinnen häufen sich und die Zahl der Frauenmorde nimmt zu – aber der Widerstand auch, berichtet Gerhard Dilger.
Stütze für die Care-Arbeit: Staatliche Sozialsysteme sind nicht nur für Menschen mit Behinderungen ein Schlüssel zur gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft. Sie sind es auch für meist weibliche Familienmitglieder, die unbezahlte Sorgearbeit leisten, schreibt Rainer Brockhaus in seiner Herausgeberkolumne.
Wenig Ambition: Ende September wählt Österreich einen neuen Nationalrat, die direkt gewählte Parlamentskammer. Aus entwicklungspolitischer Perspektive ist die Bilanz der vierjährigen Regierung aus Österreichischer Volkspartei und Grünen sehr gemischt, schreibt Milena Österreicher.
Wer, was, wo: Der Theologe Andreas Frick ist der neue Hauptgeschäftsführer von Misereor und das Kinderhilfswerk terre des hommes hat mit Larisa Machemer eine neue Vorständin: unsere Personalmeldungen vom August.
Es gibt auch Fortschritte: Seit die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDGs) 2015 beschlossen wurden, wird diskutiert, wie realistisch sie sind und woran sich Erfolge messen lassen. Nun legt das das Brookings Institute eine differenzierte Zwischenbilanz vor. Barbara Erbe hat sie gelesen.
"Afrikaner können selbst entscheiden": Chinesische Unternehmen bauen auch in Sambia Straßen, Flughäfen und Sportstadien. Regierungen in Europa kritisieren diesen Einfluss Chinas. Doch sie sind mit ihrer herablassenden Haltung auch selbst schuld, dass Sambia lieber mit China kooperiert, erklärt der Politikwissenschaftler Emmanuel Matambo im Interview.
Afrikas Händler am Bosporus: In Istanbul haben sich Afrikaner niedergelassen, die Kleider oder Möbel in ihre Heimatländer verkaufen. Dieser sogenannte Kofferhandel floriert, ist aber für die Zugewanderten kein Zuckerschlecken, berichtet Elisa Domingues dos Santos.
Ein Gericht als Erfüllungsgehilfe: Das Verfassungsgericht in Thailand hat angeordnet, dass die Partei Move Forward, die die letzte Wahl klar gewonnen hat, sich auflösen muss. Wie das Militär und die bis dahin mit Move Forward verbündete Partei diese am Regieren gehindert haben und welche Kräfte in Thailands Gesellschaft die Demokratie ersticken wollen, hat Napon Janusripitak vor einem halben Jahr bei uns schön erklärt.
Von Wasser und Geschlecht: Wasser und grenzübergreifende Flusssysteme sind Lebensadern für Millionen von Menschen – und oft umkämpft. Der Sammelband "Gender Dynamics in Transboundary Water Governance" behandelt das im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit und legt den Schwerpunkt auf Frauen als Expertinnen in der bi- und multinationalen Wasserdiplomatie. Rita Schäfer empfiehlt das Buch.