Liebe Leserinnen und Leser,
seit dem Anschlag von Solingen und nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen, bei denen die rechtsextreme AfD jeweils mehr als 30 Prozent der Stimmen bekommen hat, diskutieren unsere Bundespolitiker wieder einmal über Migration. Leider ist die öffentliche Debatte nach wie vor von Populismus, Hetze, Vorurteilen und vermeintlich einfachen Lösungen geprägt. Da wird undifferenziert über Flüchtlinge und Terrorismus, Migranten, Asyl und Abschiebung schwadroniert, ohne der Komplexität des Themas auch nur annähernd gerecht zu werden. Meine Kollegin Barbara Erbe hat sich in ihrem Kommentar mit der Migrationspolitik oder besser gesagt der Abschottungspolitik der EU beschäftigt und erklärt, wie Länder des globalen Südens daran Geld verdienen, was das mit dem "Ressourcenfluch" zu tun hat und welche anderen Lösungen die EU endlich umsetzen müsste.
Ich wünsche Ihnen eine anregende und vor allem tiefgehende Lektüre.
Umbruch in Zeitlupe: Sambia im südlichen Afrika wandelt sich, wie ein Gang durch die Hauptstadt Lusaka deutlich macht. Schicke Viertel entstehen dort für die wachsende Mittel- und Oberschicht. Aber selbst hier zeigt sich die breite Kluft zwischen Arm und Reich, die das Land auch heute noch kennzeichnet. Maria Telküve hat mit mehreren Sambiern gesprochen.
Zu striktes Einbürgerungsrecht: In Österreich sind immer mehr Menschen von Wahlen ausgeschlossen, weil sie die Staatsbürgerschaft nicht haben. Die Einbürgerungsrate ist eine der niedrigsten weltweit. Eine Expertin rät, die Hürden zu senken. Milena Österreicher berichtet.
Der neue OECD-Bericht erinnert daran: Armut bekämpfen und soziale Ungleichheit mindern sind die Hauptaufgaben der Entwicklungszusammenarbeit. Klima-Hilfen tragen dazu nicht automatisch bei, man müsse sie armutsmindernd gestalten. Bernd Ludermann hat den Bericht gelesen.
Gentechnik für Arme? Was steckt hinter der sogenannten Gen-Schere CRISPR? Könnte sie der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in Afrika einen Schub verleihen? Woran wird geforscht, was sagen Fachleute dazu? Diesen Fragen ist mein Kollege Tillmann Elliesen in einem Beitrag nachgegangen, der in unserer jüngsten Ausgabe zum Thema Landwirtschaft erschienen ist.
Die „fehlenden Frauen“ nicht vergessen! In etlichen Ländern, vor allem in Asien, gelten Söhne mehr als Töchter - mit gravierenden Folgen. Ein Skandal, der zu wenig beachtet wird, kritisiert Georg Schäfer.
„Die Unternehmen wissen nicht, dass es uns gibt“: Wie auch nach der Machtergreifung der Taliban Entwicklungszusammenarbeit mit Afghanistan noch geht, erklärt Bernd Leidner von der Afghan Credit Guarantee Foundation.
Gutes Verhältnis, schlechtes Verhältnis? Heute beginnt der China-Afrika-Gipfel in Peking, zu dem Chinas Präsident Xi Jinping etliche afrikanische Staatsoberhäupter eingeladen hat. Seit vielen Jahren schon engagiert sich die Volksrepublik in Afrika, vor allem beim Bau von Infrastruktur, aber auch, indem sie Stipendien für Afrikaner anbietet und Jobs schafft. Doch zwischen Chinesen und Afrikanern ist die Zusammenarbeit nicht gerade auf Augenhöhe. Diesen Eindruck vermitteln zumindest die Arbeiter, mit denen unser Nigeria-Korrespondent Sam Olukoya für seinen Artikel im Jahr 2019 gesprochen hat. Sie werfen ihren Chefs Rassismus vor, während eine Chinesin im Interview bestätigt, dass viele ihrer Landsleute Afrikaner für faul halten. Zwei Texte, zwei Perspektiven - und noch immer interessant.
Die Wirtschaft und der Staat in den Anden: In dem Buch "Business Power and the State in the Central Andes" vergleicht ein internationales Wissenschaftler-Trio den Einfluss wirtschaftlicher Eliten auf die Staaten der Zentral-Anden seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Unser Rezensent Peter Strack stellt zwar einige Mängel fest, insgesamt "gelingt den Autoren jedoch ein durch eine klare Strukturierung erhellender wirtschaftspolitischer Gesamtblick über die Epochen hinweg".