Liebe Leserinnen und Leser,
am Sonntag wird in Brandenburg ein neuer Landtag gewählt. Es ist zu befürchten, dass die Wahl ähnlich ausgeht wie in Thüringen und Sachsen, wo die rechtsextreme AfD bei den jüngsten Landtagswahlen beinahe ein Drittel der Stimmen bekommen hat. Nun fürchten Verbände und Initiativen aus der Eine-Welt-Arbeit, dass ihr Einsatz in Ostdeutschland noch schwieriger wird als bisher. Tillmann Elliesen hat einige gefragt, worauf sie sich jetzt einstellen – zum Beispiel darauf, dass die Landesregierungen ihre Arbeit noch weniger fördern als bisher. Und er hat sich schildern lassen, wie sie es schaffen, trotz des polarisierten und aufgeladenen gesellschaftlichen Klimas Menschen zu erreichen. Ein Rezept ist: Nicht belehren, sondern Andersdenkende ernst nehmen.
Anregende Lektüre wünscht
Waffen auf Abwegen: Aus der Schweiz exportierte Rüstungsgüter müssen im Empfängerland bleiben. Schweizer Prüfer stellen aber immer wieder Verstöße dagegen fest, kürzlich in Indien. Jetzt wird über eine Lockerung der Regel diskutiert, berichtet Samanta Siegfried.
Respekt hilft auch unter Glaubensfreunden: Über den Umgang mit Homosexualität wird in der Ökumene gestritten – bis hin zu Drohungen mit Kirchenspaltung. Was es braucht, damit Kirchen trotzdem im Gespräch bleiben, erklärt Anton Knuth, Studienleiter der Missionsakademie in Hamburg, im Gespräch mit Katja Dorothea Buck.
Nachhaltig töten? Die deutsche Banken- und Fondswirtschaft fordert, was Rüstungsfirmen schon lange wollen: Investitionen in Rüstungsunternehmen sollen als „nachhaltig“ eingestuft werden. Ein gefährlicher Irrweg, meint Tillmann Elliesen – besser sollte man diese Produktion verstaatlichen.
Was Indiens Bauern zornig macht: Satendra Kumar erklärt, wie die Entwicklung der Landwirtschaft seit der grünen Revolution das Sozialgefüge indischer Dörfer verändert hat und warum viele junge Leute dort auf dem Land keine Zukunft sehen. Ein Beitrag aus dem Schwerpunkt unseres aktuellen Heftes.
Grüner Wasserstoff mit Beigeschmack: Namibia will in den kommenden Jahren Millionen Tonnen grünen Wasserstoff herstellen und exportieren, auch nach Deutschland. Namibische Organisationen kritisieren, das Vorhaben sei intransparent und missachte die Rechte der indigen Bevölkerung, berichtet Marina Zapf.
Sinnlos und unmenschlich: Ein FDP-Politiker will Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Afghanistan nach Ruanda schaffen. Das zeigt, in welche Abgründe die politische Schlammschlacht über die Abwehr von Asylsuchenden führt, kommentiere ich.
Misere der multilateralen Zusammenarbeit: Am Sonntag beginnt der UN-Zukunftsgipfel (Summit for the future) in einem denkbar schlechten Klima für globale Kooperation. Ein Problem, das multilateralen Entwicklungsagenturen wie Unicef und dem UN-Ernährungsprogramm die Arbeit erschwert, hat Tillmann Elliesen schon 2019 aufgespießt: Ein wachsender Teil ihrer Finanzierung ist zweckgebunden – die Geber verfolgen damit eigene Ziele oder pflegen eigene Vorlieben. Noch immer lesenswert!
Zwiespältig: Die kamerunische Schriftstellerin Léonora Miano beschreibt in „Sisterhood“ Perspektiven afrikanischer Frauen auf den Feminismus. Die Sichtweise Mianos ist spannend und kommt in der globalen Geschichte des Feminismus nur am Rande vor, schreibt unsere Rezensentin Claudia Mende. Allerdings findet sie das Buch teilweise unausgereift.