Liebe Leserin, lieber Leser,
im Frühjahr ließ die Regierung der Philippinen Rodrigo Duterte verhaften, den früheren Präsidenten des Inselstaates, und an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ausliefern. Duterte regierte die Philippinen von 2016 bis 2022 mit brutaler Härte, in seinem Krieg gegen die Drogen spielten die Menschenrechte keine Rolle. Tausende Menschen wurden von Sicherheitskräften getötet, weil sie als Drogenhändler verdächtigt wurden. Doch ein echter Sieg ist die Auslieferung Dutertes an den Strafgerichtshof nicht, sagt Mario Maderazo von der philippinischen Menschenrechtsorganisation IDEALS im Interview. Denn auch die amtierende Regierung unter Präsident Ferdinand Marcos hält offenkundig nicht viel von den Menschenrechten. Opfer des Krieges gegen die Drogen werden allein gelassen, Täter nicht belangt. Zudem nehmen die Angriffe vor allem auf Umweltschützer und Journalisten zu. Der Einsatz für die Menschenrechte ist auf den Philippinen weiterhin riskant, dennoch geben Maderazo und seine Mitstreiter und Mitstreiterinnen nicht auf.
Ich wünsche Ihnen gute Lektüre und ein sonniges Wochenende ohne Extremwetter.
Apartheid oder nicht? Wegen einer Stellungnahme zum Nahostkonflikt wird dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Deutschland Israelhass und Antisemitismus vorgeworfen. Manche fordern sogar, die Evangelische Kirche in Deutschland solle aus dem Rat austreten, berichtet Katja Dorothea Buck.
Lob und Tadel: Die OECD hat im Rahmen ihres sogenannten Peer-Review-Verfahrens die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit überprüft. Der Bericht lobt das langfristige Schweizer Engagement, kritisiert aber die jüngsten Kürzungen der Hilfe. Meret Michel hat die Hintergründe.
Schwierige Heimkehr: Seit rund zehn Jahren kämpfen im Jemen aufständische Huthi-Milizen gegen die international anerkannte Regierung. Viele Einwohner fliehen deshalb zeitweise aus ihren Dörfern. Wenn sie zurückkehren, machen ihnen Minen das Leben schwer, berichtet Nasser Al-Sakkaf in unserer Reihe "Was tut sich in ..."
Merz und die Mindeststeuer: Der Bundeskanzler will die globale Mindeststeuer für Unternehmen stoppen. Damit beweist er einmal mehr, dass multilaterale Politik für mehr Gerechtigkeit mit ihm nicht zu machen ist. Mein Kommentar.
Grün bemäntelter Landraub: Firmen aus aller Welt investieren in Kenia in Projekte zum Bodenschutz und können sich den damit gebundenen Kohlenstoff gutschreiben lassen. Das Nachsehen haben die Massai, die auf dem Land leben. Bei manchen formiert sich Widerstand. Ismail Einashe war bei ihnen.
Enttäuschendes Konferenzergebnis: In Sevilla haben die Staaten Anfang Juli verhandelt, wie das für nachhaltige Entwicklung nötige Geld aufgebracht werden kann. Die USA fehlten, und auch ohne sie konnten die übrigen Länder nur einen ungenügenden Kompromiss finden, kommentiert Patricia Miranda vom lateinamerikanischen NGO-Netzwerk Latindadd.
Klimaschutz ist kein "nice to have", sondern eine Verpflichtung für alle, vor allem für die Regierungen weltweit. Das betonen Aktivistinnen und Aktivisten schon seit vielen Jahren. Jetzt gibt ihnen der Internationale Gerichtshof (IGH) Rückenwind: In einem Gutachten stellt das Gericht fest, eine saubere und gesunde Umwelt ist Menschenrecht, und leitet daraus ab: Wenn Staaten nicht genug gegen die Erderhitzung unternehmen, kann das völkerrechtswidrig sein und den Weg für Klagen öffnen. Das Gutachten – obwohl unverbindlich – ist ein Erfolg für alle, die sich für mehr Klimaschutz und für Klimagerechtigkeit einsetzen. Dazu gehört Tanya Afu vom Inselstaat Salomonen im Pazifik, die mit ihren Mitstreiterinnen einer Studentenorganisation für Klimaschutz vor zwei Jahren den Grundstein für das IGH-Gutachten gelegt hat. Meine Kollegin Barbara Erbe hat sie damals interviewt. Immer noch lesenswert.
Nicht das ganze Bild: Dreißig Jahre nach dem Amtsantritt Nelson Mandelas als Präsident Südafrikas zieht dieses Buch eine Bilanz der politischen Veränderungen, blendet dabei allerdings heikle Fragen weitgehend aus, meint unsere Rezensentin Rita Schäfer.