Wie ist die Lage im Sahel?

Liebe Leserinnen, liebe Leser, 
in Mali und Burkina Faso gab es seit 2020 je zwei Putsche, seitdem sind Militärregierungen an der Macht. Sie haben damals versprochen, das Land angesichts der Anschläge von Islamisten sicherer zu machen. Ob das gelungen ist, hat mein Kollege Bernd Ludermann den Sahel-Experten Olaf Bernau gefragt. Der meint, dass verglichen mit den Jahren ab 2012 die Lage besser geworden sei und viele Orte wieder sicherer. Auch deshalb unterstütze die Bevölkerung vielerorts das harte Vorgehen der Militärregierungen. In dem Gespräch erklärt er auch, wo die Dschihadisten ihre Kämpfer rekrutieren, woher sie ihr Geld bekommen, wie es um die Meinungsfreiheit in den beiden Ländern bestellt ist und warum es so wichtig ist, der lokalen Bevölkerung zuzuhören. 

Ich empfehle Ihnen dieses aufschlussreiche Interview und wünsche Ihnen weiterhin einen schönen Sommer. 

Das bewegt die Redaktion

Ideen, Lob und Kritik sind erwünscht: Unsere aktuelle Ausgabe "Zeit für Widerspruch" ist ja vor zwei Wochen erschienen, aber hinter den Kulissen planen wir bereits die nächsten Schwerpunkte. Das Oktober-Heft trägt den Arbeitstitel "Multikulturelle Gesellschaften", in der Dezemberausgabe wird es um "Energiesysteme" gehen. Auch wenn das kommende Heft schon gut gefüllt ist und Sie sich unter anderem auf eine Reportage aus Uganda und einen Essay über den "Kulturkampf" freuen können, schätzen wir weitere Anregungen von Ihnen zu den kommenden Schwerpunktthemen. Auch Feedback zur aktuellen Ausgabe ist gern gesehen und bringt uns weiter. Um uns etwas mitzuteilen, antworten Sie einfach auf diesen Newsletter. 

Neu auf welt-sichten

Dürfen schwangere Schülerinnen weiter zur Schule? Laut dem Erziehungsministerium der DR Kongo sollen schwangere Schülerinnen künftig nicht mehr der Schule verwiesen werden. Die Katholische Kirche lehnt das aus Gründen der Moral ab und bekommt dafür sowohl Kritik als auch Unterstützung, berichtet Katja Dorothea Buck.

Austausch statt Kontrolle! Nichtstaatliche Geberorganisationen sprechen mit Blick auf ihre Partner im globalen Süden gern von Augenhöhe und Gleichberechtigung. Doch davon ist die Zusammenarbeit weit entfernt, meint Nathalie Beghin. Ihr Text ist ein Plädoyer für wirklich dekolonisierte Partnerschaften.

Kulturaustausch für Verwaltungsfachleute: Nordrhein-Westfalen und sein Partnerland Ghana ermöglichen Mitarbeitenden von Ministerien und Behörden eine gegenseitige Hospitation. Dabei können beide Seiten etwas lernen, hat Claudia Mende erfahren.  
 

Arbeiten unter den Augen der Taliban: Vor vier Jahren haben die Taliban wieder die Macht in Afghanistan übernommen. Seitdem wachen sie mit strengen Augen über jede Veröffentlichung - und jetzt fehlen auch noch wichtige Gelder aus dem Ausland. Journalisten in Afghanistan stehen unter großem Druck. Einer von ihnen sagt: "Manchmal schäme ich mich vor mir selbst."

Was Sie verpasst haben könnten

Wut auf die eigenen Führer: In Äthiopien wollen junge Tigrayer die Regierung der eigenen Region stürzen – stillschweigend unterstützt von der Zentralregierung. Das droht den Ende 2022 beendeten Krieg neu zu entfachen. Wer sind die neuen Rebellen der Tigray-Friedenskräfte?

Keine Heuchelei mehr: Die USA ziehen sich unter Präsident Donald Trump auf sich selbst zurück. Viele Länder im Süden wenden sich nun vom lange vorherrschenden neoliberalen Entwicklungsmodell ab und Chinas Rezepten zu, sagt Walden Bello. Dieses Interview ist eine Stimme des Südens zur westlichen Entwicklungspolitik, die wir für unser aktuelles Heft gesammelt haben. 

Noch immer interessant

In Genf ringen die Vereinten Nationen gerade um ein globales Plastikabkommen. Doch bisher haben sich die Delegationen aus mehr als 180 Ländern noch nicht auf ein Ergebnis einigen können. Deutschland und rund 100 weitere „ehrgeizige“ Länder streben ein „starkes“ Abkommen an, das die Plastik-Herstellung begrenzt. Doch Länder wie Saudi-Arabien, die von der Plastikproduktion aus Erdöl profitieren, wollen nicht das Übel an er Wurzel packen, sondern sich höchstens auf mehr Recycling einlassen. Wir werden natürlich berichten, was am Ende bei der UN-Konferenz rauskommt. Bis dahin legen wir Ihnen einen Text von Sofi Lundin ans Herz. Sie hat 2021 über "Flipflopi" berichtet - ein Boot, das komplett aus recyceltem Plastik gebaut wurde.  Zehn Tonnen Plastikmüll – darunter 30.000 Flipflops, gesammelt an der kenianischen Küste – wurden dazu eingeschmolzen, geformt und ausgeschnitten und am Ende in einem traditionellen Segelboot verbaut. Es ist eine tolle Initiative, die zeigt, was man alles aus Plastikmüll machen kann. Trotzdem setzen sich auch die Bootsbauer dafür ein, Einwegplastik zu verbieten, damit erst gar nicht so viel Müll entsteht. 

Medienschau: Was andere berichten

"Ich habe Gaza nicht verlassen, um es zu vergessen": Die junge Autorin Nour ElAssy hat ein Stipendium für ein Studium in Frankreich bekommen. Im "The New Humanitarian" beschreibt die Palästinenserin, wie es ihr ging, als sie den Gaza-Streifen verlassen konnte, dass sie sich fühlt, als würde sie ihre Familie betrügen, und dass sie all denen, die gerade wegschauen, in Zukunft den Spiegel vorhalten wird. 

Was ist seit den Studentenprotesten geschehen? In Bangladesch haben im August 2024 Studierende protestiert, und damit bewirkt, dass Premierministerin Sheikh Hasina abtreten musste. Fünf Frauen erzählen im "Guardian" nun, was sie sich damals von den Protesten erhofft haben und wie sich ihr Leben seitdem verändert hat. 

Denkfabrik: Was Fachleute sagen

Lithiumabbau auf Kosten der Bevölkerung: Von der steigenden globalen Nachfrage an Lithium will auch Simbabwe profitieren. Doch die Arbeitsbedingungen in den Minen sind sehr schlecht und die ökologischen und sozialen Folgeschäden des Abbaus schwerwiegend, zeigt ein Forschungsbericht, den ich mir angesehen habe.

Konfliktfreie Wahl? Im Kamerun will der 92-jährige Präsident Paul Biya erneut zur Wahl antreten, obwohl er schon 42 Jahre an der Macht ist. Die "Crisis Group" hat sich nun damit beschäftigt, wie die Präsidentschaftswahl im Oktober und die Zeit bis dahin möglichst konfliktfrei ablaufen kann, und stellt verschiedene mögliche Maßnahmen vor. 

Buchtipp

Zwischen Solidarität und Pushbacks: Der Aktivist und Fotojournalist Chris Grodotzki bilanziert in seinem Buch "Kein Land in Sicht" Höhen und Tiefen ziviler Seenotrettung und ruft die Politik auf, den mörderischen Zustand an Europas Außengrenzen zu beenden. Unser Rezensent hält es für ein "kenntnisreiches und solide recherchiertes Buch" und gibt eine klare Leseempfehlung. 

Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!
„welt-sichten“ schaut auf vernachlässigte Themen und bringt Sichtweisen aus dem globalen Süden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Warum denn das?
Ja, „welt-sichten“ ist mir etwas wert! Ich unterstütze es mit
Schon 3 Euro im Monat helfen
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!