Amnesty: Mindestens 251 Hinrichtungen im Iran seit Beginn des Jahres

Berlin - Im Iran sind laut Menschenrechtlern seit Beginn des Jahres mindestens 251 Menschen hingerichtet worden. Die tatsächliche Zahl sei wahrscheinlich höher, weil die Behörden Informationen zu verhängten und vollstreckten Todesurteilen geheim hielten, teilte Amnesty International am Mittwoch in Berlin mit. In Gefahr ist demnach auch ein Deutsch-Iraner.

Laut der gemeinsam mit dem Abdorrahman-Boroumand-Zentrum für Menschenrechte im Iran veröffentlichten Recherche wurden 146 Menschen wegen Mordvorwürfen hingerichtet - häufig nach unfairen Gerichtsverfahren. Mindestens 86 Todesurteile seien in dem Untersuchungszeitraum seit Beginn des Jahres bis zum 30. Juni wegen Drogendelikten vollstreckt worden, obwohl solche Vorwürfe nach internationalem Recht nicht mit der Todesstrafe geahndet werden dürften.

„Abscheulicher Angriff auf das Recht auf Leben“

Die stellvertretende Amnesty-Direktorin für den Nahen Osten und Nordafrika, Diana Eltahawy, sprach von einem „abscheulichen Angriff auf das Recht auf Leben“. Für das Jahr 2021 hatte die Menschenrechtsorganisation insgesamt 314 Hinrichtungen im Iran dokumentiert. Die Geschäftsführerin des Abdorrahman-Boroumand-Zentrums für Menschenrechte, Roya Boroumand, forderte, die Hinrichtungen auszusetzen und die Todesstrafe abzuschaffen.

Laut den beiden Menschenrechtsorganisationen droht auch dem Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd die Exekution. Vor einem Teheraner Revolutionsgericht könnte Sharmahd, der die deutsche und die iranische Staatsbürgerschaft besitze, wegen „Verdorbenheit auf Erden“ zum Tode verurteilt werden, warnten die Menschenrechtler. Der 67-Jährige sei 2020 aus Dubai in den Iran entführt und dort willkürlich verhaftet worden.

Nach Angaben von Amnesty war die Todesstrafe bis Ende vergangenen Jahres in 144 Ländern gesetzlich abgeschafft oder ihr Vollzug ausgesetzt. Nur in China wurden demnach 2021 mehr Menschen hingerichtet als im Iran.

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