Aufbruch in eine bessere Welt

Annette Jensen, Ute Scheub
Glücksökonomie: Wer teilt, hat mehr vom Leben
Ökom-Verlag, München 2014
320 Seiten, 19,95 €
 
Das Buch macht erst einmal gute Laune – es räumt Bedenken aus dem Weg und strahlt Optimismus aus. Annette Jensen und Ute Scheub geben gleich im Vorwort zu, dass es ihnen nicht gelungen ist, die nach dem journalistischen Selbstverständnis gebotene Distanz zu ihrem Thema zu wahren. Ihre Besuche bei Initiativen und Projekten, die neue Formen des Wirtschaftens erproben, hätten sie von „Beobachterinnen zu Beteiligten“ gemacht. In diesem Sinne bitten sie die Leserinnen und Leser um deren Vorschläge für einen „Aktionsplan des guten Lebens“ zur Veröffentlichung auf der Internetseite www.gluecksoekonomie.net.
 
Wer sich nicht berufen fühlt, sofort in Aktion zu treten, ist auch gut aufgehoben. Jensen und Scheub tragen zunächst die empirischen Erkenntnisse mehrerer Wissenschaftsdisziplinen darüber zusammen, was die Menschen glücklich macht: Geld und Wohlstand sind es nicht – jedenfalls nicht auf Dauer. Vielmehr gehören Liebe, Freundschaften, die Familie, Selbst- und Mitbestimmung dazu – und nicht zu letzt Kooperation statt Konkurrenz. Das ist im Einzelnen nicht wirklich neu, aber schön erklärt und zu einem guten Überblick zusammengefasst.
 
All das belegen sie dann mit Beispielen: Sie stellen die 72-jährige Heidemarie Schwermer vor, die seit 18 Jahren ohne Bargeld lebt, und die Sozialunternehmerin Sina Trinkwalter, die schwer vermittelbare Frauen und Männer beschäftigt. Sie schildern verschiedene Genossenschaftsmodelle, Initiativen der urbanen Landwirtschaft, den Austausch unter Wissenschaftlern und Erfindern sowie Projekte der sogenannten ShareEconomy unter dem Motto „Teilen statt besitzen“ – und verschweigen auch kritische Aspekte und mögliche Fehlentwicklungen nicht. Viel Raum widmen die Autorinnen dem Internet und seinen Möglichkeiten, Tauschen, Teilen und gemeinsames Nutzen möglich zu machen.
 
Gegen Ende des Buches trübt sich der optimistische Ton, denn die Autorinnen können natürlich nicht verhehlen, wie schlecht es um die Erde steht. Auf Impulse aus der Politik hoffen sie nicht – die heutigen Regierungen agierten „politisch wie handwerklich auf niedrigem Niveau“, schreiben sie. Dagegen setzen Jensen und Scheub die bunten Strukturen alternativer Ökonomie, die das gegenwärtige Wirtschaftssystem „durchwuchern“ und am Ende vielleicht sogar von innen zersetzen können. Die Leserin wünscht sich, dass sie Recht behalten mögen – oder dass, noch besser, eine sozial gerechte und um weltverträgliche Lebensweise dann doch auch von der Politik befördert wird. Ein Rest Skepsis aber bleibt. Vielleicht springt der Funke doch eher beim Mitmachen über. (Gesine Kauffmann)

Neuen Kommentar hinzufügen

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
CAPTCHA
Wählen Sie bitte aus den Symbolen die/den/das Segelboot aus.
Mit dieser Aufforderung versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt.
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!
„welt-sichten“ schaut auf vernachlässigte Themen und bringt Sichtweisen aus dem globalen Süden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Warum denn das?
Ja, „welt-sichten“ ist mir etwas wert! Ich unterstütze es mit
Schon 3 Euro im Monat helfen
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!