Bitterer Beigeschmack

Süßungsmittel Stevia
Entwicklungsorganisationen sehen in der Nutzung von Süßstoffen aus der Stevia-Pflanze einen „klaren Fall von Biopiraterie“. Die indigenen Guaraní, auf deren Wissen der Boom basiere, würden am Gewinn nicht beteiligt, kritisieren sie.

Süßungsmittel ohne Kalorien werden angesichts der zunehmenden Besorgnis über Fettleibigkeit und ihre Folgekrankheiten immer beliebter. Getränkekonzerne wie Coca-Cola und PepsiCo bieten kalorienarme Varianten ihrer braune Brause mit Steviolglykosiden an. Grundlage sind Moleküle im Blatt der Stevia-Pflanze, die in einem chemisch aufwändigen Prozess extrahiert und aufbereitet werden.

Die Konzerne missachteten die Interessen der indigenen Guaraní in Paraguay und Brasilien, deren Kenntnisse über die Eigenschaften der Pflanze der „Ausgangspunkt aller späteren Vermarktung“ sei. Dazu zählten auch Steviolglykoside, heißt es in einem Bericht, den mehrere Organisationen am 19. November veröffentlicht haben. Unter den Herausgebern sind Misereor und die Erklärung von Bern.

In ihrem Bericht verweisen die Organisationen auf die Biodiversitätskonvention der Vereinten Nationen und das Nagoya-Protokoll gegen Biopiraterie von 2014. Es schreibt fest, dass die Träger traditionellen Wissens das Recht haben, über dessen Verwendung mitzubestimmen und am Profit beteiligt zu werden, wenn es kommerziell genutzt wird.

Coca-Cola täuscht die Verbraucher

Weltweit  seien bereits mehr als 1000 Patente auf Steviolglykoside angemeldet, erklärt der Ernährungs- und Agrarexperte von Misereor, Benjamin Luig. Die Guaraní seien jedoch in keinem Fall konsultiert worden. „Deshalb liegt hier ein Fall von Biopiraterie vor.“

Die Nutzer und Hersteller von Steviolglykosiden wie der US-Lebensmittelhersteller Cargill und Coca-Cola müssten Verhandlungen mit den Guaraní aufnehmen und mit ihnen „eine ausgewogene und gerechte Aufteilung der Vorteile aus der Vermarktung“ vereinbaren, fordern die Organisationen. Die brasilianische Gesetzgebung etwa sehe vor, dass der Anspruch der Guaraní rückwirkend und selbst dann gelte, wenn die Pflanze außerhalb der Landesgrenzen angebaut wird.

Darüber hinaus werfen die Organisationen Coca-Cola Verbrauchertäuschung vor. Der Konzern werbe bei seiner „Coca-Cola Life“ mit den synthetisch hergestellten Steviolglykosiden als „natürliche“ und „traditionelle“ Zutaten. Dies führe Konsumenten „bewusst in die Irre“ und sollte deshalb verboten werden.

 

 

 

 

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