Umstrittene Millenniumsdörfer

Michael A. Clemens, Gabriel Demombynes
When Does Rigorous Impact Evaluation Make a Difference?
The Case of the Millennium Villages
Center for Global Development, Working Paper 225,
Washington D.C., October 2010, 49 Seiten

Glaubt man der Selbstdarstellung des UN Millennium Project, dann sind die so genannten Millenniumsdörfer in Afrika ein voller Erfolg und sollten schleunigst über den ganzen Kontinent ausgedehnt werden. Laut einer Studie des Center for Global Development (CGD) in Washington ist das ziemlich vermessen: Es gibt bislang überhaupt keine aussagekräftigen Untersuchungsergebnisse, mit denen sich der Erfolg des Projekts belegen ließe, schreiben Michael A. Clemens vom CGD und Gabriel Demombynes von der Weltbank.

Die zwölf Millenniumsdörfer in zehn Ländern Afrikas erhalten seit rund fünf Jahren gezielte und aufeinander abgestimmte Hilfe in Bereichen wie Landwirtschaft, Bildung, Gesundheit, Wasserversorgung und Zugang zu Kommunikationstechnologien. Das Projekt soll zeigen, dass Afrika mit solcher Hilfe der Armut entkommen und auf eigene wirtschaftliche Füße gestellt werden kann. Eine im Juni vorgelegte Zwischenbilanz belegt nach Ansicht der durchführenden Organisationen die bisher erzielten Fortschritte.

Clemens und Demombynes sehen das anders. Die Evaluierung zeige nur, dass sich die Situation in den Dörfern in vielen Punkten verbessert habe. Sie erlaube aber keine Aussage darüber, ob die geleistete Hilfe die Ursache dafür ist. Um das zu testen, vergleichen Clemens und Demombynes die Millenniumdörfer mit anderen Dörfern in denselben Ländern. Ergebnis: Auch diese haben in den vergangenen Jahren teilweise große Fortschritte gemacht; insgesamt gibt es keine wesentlichen Unterschiede zu den Millenniumsdörfern.

Das bedeute nicht unbedingt, dass das Millennium Project nutzlos ist, schreiben die Autoren. Wohl aber bedeute es, dass es bislang keinen Beleg gibt, ob es denn sinnvoll ist. Und um einen solchen Beleg sollten sich die Projektmacher ernsthaft bemühen, bevor sie für eine Ausdehnung auf andere Dörfer plädieren, fordern Clemens und Demombynes. Zugleich deuten sie aber ihre Zweifel an, dass es ein echtes Interesse an einer solchen Untersuchung gibt. Das Design der nächsten geplanten Evaluation enthält ihrer Ansicht nach eine Reihe von gravierenden Schwächen, die aussagekräftige Ergebnisse unwahrscheinlich machen. (ell)

 

erschienen in Ausgabe 11 / 2010: Arabische Welt: Umworben und umkämpft
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