Mehr Hummus dank Humus

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Agrarökologie
Eine bessere und umweltfreundlichere Landwirtschaft ist möglich. An welchen Vorbildern sich diese orientieren kann, zeigt eine Broschüre mit vielen Beispielen – auch aus Deutschland.

Die industrialisierte Landwirtschaft sei ökonomisch und sozial nicht mehr tragbar, heißt es in der Publikation „Besser anders, anders besser“. Mehrere entwicklungspolitische Organisationen, darunter das Inkota-Netzwerk, Brot für die Welt, Misereor und Oxfam, fordern darin eine Wende hin zu einer Agrarökologie. Damit gemeint sind mehr Bio-Landbau, lokale Vertriebsformen und eine veränderte Ernährungsweise. „Agrarökologie richtet sich gegen die Abhängigkeit von Erdöl und Chemie, aber befürwortet die Integration von Würmern, Insekten und Tieren. Abgesehen von der größeren Nähe zur Natur bedeutet Agrarökologie größere Nähe zu Menschen“, schreibt Wolfgang Sachs vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie im Vorwort.

Was Agrarökologie in der Praxis bedeutet, skizziert der Bericht anhand verschiedener Beispiele. In Kenia kommen Kleinbauern ohne Pestizide aus, weil sie sogenannte Hilfspflanzen nutzen, die Schädlinge anziehen und von der eigentlichen Saat ablenken. Die Hilfspflanzen tragen auch dazu bei, dass die Böden weniger ausgelaugt werden als bei konventionellen Monokulturen. Durch eine abwechslungsreiche Kombination von Pflanzen, Bäumen und Tieren entsteht mehr fruchtbarer Humus. Die Landwirte aus Kenia nutzen eiweißhaltige und stickstoffbindende Hülsenfrüchte, die im Mischanbau Düngemittel ersetzen und die Fruchtbarkeit der Böden fördern.

Migration eindämmen

Als erfolgreichen Zusammenschluss deutscher Kleinbauern stellt der Bericht die Upländer Bauernmolkerei in Hessen vor. Darin sind 110 Bio-Landwirte organisiert, die ihre Milch selber verarbeiten und regional vermarkten. Dank des Direktverkaufs und kurzer Vertriebswege können die Landwirte auch in der Konkurrenz mit großen Milchproduzenten bestehen. In Kolumbien haben sich Kleinbauern aus dem Umland von Bogotá zusammengetan. Sie organisieren gemeinsam den Transport ihrer Produkte in die Hauptstadt und den Verkauf auf lokalen Märkten. Weil sie ohne Zwischenhändler auskommen, können sie die Ware günstiger anbieten und auch mit importierten Lebensmitteln konkurrieren.

Die Botschaft des Berichts lautet: Es ist in der Landwirtschaft möglich, ökologisch, sozial und zugleich ökonomisch zu handeln. Zumindest auf lokaler Ebene, wo Bauern mehr Einfluss haben als auf dem globalen Markt. Die Agrarökologie könne der Landbevölkerung zu mehr Einkommen verhelfen und damit auch die Migration in die Megastädte eindämmen, erhoffen sich die Autoren des Berichts.

Für die Wende des Ernährungssystems seien vor allem drei Schritte nötig, schreibt Sarah Schneider von Misereor: Die Politik müsse Bauern und Indigenen den Zugang zu Land sichern, Landwirte sollten stärker in politische Entscheidungen eingebunden werden und es müssten mehr Vermarktungs- und Handelswege für örtliche Erzeuger aufgebaut werden. Jan Urhahn und Christine Pohl vom Inkota-Netzwerk sehen Deutschland in der Pflicht, mehr auf kommunaler Ebene zu tun. Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen verpflichteten die Regierung, ein nachhaltiges und gerechtes Ernährungssystem in Deutschland zu schaffen. Globale Verantwortung beginne lokal.

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