Missio alarmiert wegen Hexenwahn und Folter weltweit

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Hexenwahn ist nicht nur ein Wort aus europäischen Geschichtsbüchern. Das Phänomen mit Gewalt und Folter erlebt offenbar weltweit Auftrieb. Das Hilfswerk Missio äußert sich besorgt und fordert mehr Beachtung des Themas in der Entwicklungsarbeit. 

Aachen - Das katholische Hilfswerk Missio zeigt sich alarmiert wegen wachsender Zahlen von Gewalt und Folter im Zusammenhang mit dem Glauben an Hexen weltweit. In mindestens 36 Ländern würden Menschen als vermeintliche Hexen beschuldigt, verfolgt und in vielen Fällen getötet, erklärte Missio-Präsident Dirk Bingener in Aachen. In einer am Montag vorgelegten Studie des Steyler Missionspriesters Philip Gibbs steht der Fall von Christina aus dem Jahr 2012 im Mittelpunkt, die in den Southern Highlands von Papua-Neuguinea als vermeintliche Hexe beschuldigt und über Tage gefoltert wurde. 

Die Dokumentation des Gewaltverbrechens helfe dabei, Christinas Fall bei den Vereinten Nationen vorzutragen, die im Frühjahr 2021 im Rahmen ihrer regelmäßigen Staatenprüfungen einen besonderen Fokus auf die Menschenrechtslage in Papua-Neuguinea legen werden, erläutert der Missio-Präsident im Vorwort der Fallstudie. Es sei unerlässlich, dass sich in Papua-Neuguinea und in allen betroffenen Staaten neben Hilfsorganisationen auch staatliche Stellen für eine Beendigung des Hexenwahns und für eine entsprechende breit angelegte Bewusstseinsarbeit einsetzten. Auch Polizei und Strafverfolgungsbehörden müssten vor Ort konsequent gegen diese Gewaltverbrechen vorgehen.

Das Hilfswerk Missio, das mit der Einführung eines internationalen Tags gegen Hexenwahn am 10. August eine stärkere globale Aufmerksamkeit auf das Thema erreichen will, fordert auch eine stärkere Beachtung des Phänomens in der Menschenrechts- und Entwicklungszusammenarbeit. Der Glaube an Zauberei und Hexerei lebe derzeit in vielen Ländern wieder auf, hieß es. In Papua-Neuguinea habe Gewalt im Zusammenhang mit diesen Vorstellungen in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen.

Uneinigkeit bei den Kirchen

Die Studie aus Papua-Neuguinea lässt neben Christina auch unterstützende Schweizer Nonnen sowie Zeugen zu Wort kommen. Es werde deutlich, dass sich in dem pazifischen Inselstaat beispielsweise höhere Gerichte und Polizei machtlos fühlten und von einer hohen Dunkelziffer ausgehen müssten, schreibt der Autor Gibbs. Neben der mangelnden Kooperationsbereitschaft von Dorfgemeinschaften, Zeugen oder Opfern seien staatliche Strafverfolgungsbehörden nur schlecht ausgestattet. Es bleibe oftmals bei Einzelinitiativen, die aber keine strukturelle Veränderung herbeiführten. Als einen Ansatz im Kampf gegen die Gewalt schildert die Studie Initiativen vonseiten einzelner Dorfgemeinschaften, Gemeinschaftsregeln bereits gegen die Äußerungen bestimmter Anschuldigungen aufzustellen.

Auch die Uneinigkeit der Kirchen beeinträchtige die Entwicklung effektiver Gegenstrukturen, heißt es. Die Ordensschwester Lorena Jenal, die Christina half und sich in der Menschenrechtsarbeit engagiert, habe sich bemüht, führende Kirchenvertreter der Region einzubeziehen. "Aber es gibt weiterhin verwirrende Meinungsunterschiede in Bezug auf die Quelle des Bösen, wenn jemand der Hexerei beschuldigt wird", bilanziert der Autor, Theologe und Vizepräsident der Divine Word University auf Papua-Neuguinea. Er fordert eine eindeutige und einheitliche Positionierung der Kirchen. 

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