Weiße Flecken auf der Weltkarte

Auslandsjournalismus
Dass sich die Auslandsberichterstattung in Deutschland stark auf die USA, Europa und aktuelle Krisengebiete konzentriert, ist bekannt. Wie dramatisch die Vernachlässigung vieler Regionen aber ist, zeigt eine Studie der Otto Brenner Stiftung.

In der Studie wird zunächst untersucht, wie oft im Zeitraum von zehn Jahren die Namen von 190 Staaten und Regionen (ohne Deutschland) in 23 führenden überregionalen und regionalen Zeitungen erwähnt worden sind. Ergebnis: Über die USA wird mit Abstand am häufigsten berichtet. Daneben gehört als nicht europäisches Land nur noch Israel zu den Top 10. Auf der anderen Seite wurden 34 Länder weniger als 50 Mal erwähnt; über 15 dieser Länder wie Westsahara oder Guyana wurde sogar kein einziges Mal berichtet. Das führt zu einem einseitigen und verzerrten Verständnis des Weltgeschehens.

Um herauszufinden, woran das liegt, hat der Autor der Studie 39 freiberufliche Korrespondentinnen und Korrespondenten befragt, die zum Teil auch für den Rundfunk tätig sind, und vier ausführliche Interviews geführt. Danach sind die Gründe vielfältig: Zuallererst entsenden deutsche Redaktionen immer weniger Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten. Diese sind aber entscheidend dafür, wie viel über eine Region berichtet wird. Zudem werden immer weniger Sendeplätze für die Auslandsberichterstattung vorgesehen. Viele Freie klagen über niedrige Honorare. Auch die politische Lage schränkt ihre Arbeit zunehmend ein: Etwa 45 Prozent der Befragten berichten über Druck von Seiten autoritärer Regime. Außerdem erschweren staatliche Propaganda und Falschmeldungen es, den Wahrheitsgehalt von Meldungen zu ermitteln.

Mehr Sendeplätze für Auslandsjournalismus gefordert

Die Corona-Krise hat die Lage zusätzlich verschärft. Fast 90 Prozent der befragten freien Korrespondentinnen und Korrespondenten bemängeln, dass Recherchen vor Ort häufig nicht möglich seien, und 73 Prozent, dass Interviews nur noch selten persönlich durchgeführt werden. In den ersten 18 Monaten der Pandemie wurde über ganze 65 Länder kein einziges Mal berichtet.

Die Studie enthält gezielte Vorschläge, wie die Lage verbessert werden könnte. Unter anderem sollten die großen Medienunternehmen mehr Sendeplätze für den Auslandsjournalismus schaffen. Auch für den Staat sieht die Studie Handlungsbedarf: Deutschland solle sich stärker für Pressefreiheit engagieren und die Auslandsberichterstattung öffentlich fördern.
 

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